Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 316 mal aufgerufen
 Was grade auf dem Basteltisch liegt
Bust Offline




Beiträge: 72

07.09.2023 23:04
Meine Anfänge mit der Minidrehe Antworten

Guten Abend!

Ich habe mir diesen Sommer eine Unimat 3 zugelegt und möchte euch gerne hier ein wenig an der Lernkurve teilhaben lassen. Die Vor- und Nachteile der Unimat will ich hier garnicht lange zerreden. Unimat und Zubehör werden ja inzwischen auch oft mal zu "Magic Train" Preisen gehandelt. Und natürlich hat die Maschine ihre Grenzen und eine Nummer größer würde sicherlich gleich viel mehr Ermöglichen. Aber im Grunde brauche ich eben "nur" eine kleine Drehe, die ich wenn nicht benötigt auch mal zur Seite stellen kann und die (gerne mit etwas Geduld) die Teile hinbekommt, die ich für den Modellbau im Sinn habe. Von meinen Erfahrungen möchte ich daher gerne lose hier berichten.. und sicherlich auch mal die ein oder andere Frage hier stellen.

Vom Zustand der in der Bucht geschossenen Maschine war ich eigentlich recht positiv überrascht, aber das Dreibackenfutter hat leider einen deutlichen Schlag und gespannte Teile laufen leider über ein Zehntel unrund. Das ist so natürlich garnicht gut, zumindest wenn man Umspannen muss. Ich habe aber auch ein ER25-Schnellspannfutter, welches wirklich sehr rund läuft und mir bisher viel Freude bereitet. Das sieht dann so aus:


Meine persönliche Erfahrung mit Drehmaschinen ist überschaubar. Als Ingenieur habe ich die "Basics" der Spanendenbearbeitung zumindest mal auf dem Papier gelernt und im Praktikum des Studiums habe ich eine gute Einweisung bekommen und einige Tage an einer "ausgewachsenen" Drehbank arbeiten dürfen. Seitdem habe ich aber nurnoch ganz selten mal an einer Drehbank gestanden und ausserdem ist auch alles schonwieder einige Jahre her und ich starte daher recht unbedarft. Was ich aber damals gelernt habe war, dass ein Schnellwechsel-halter absolut Gold wert ist, da man dann nicht bei jedem Werkzeughalter ewig mit Blechen unterfüttern muss um das Werkzeug auf die richtige Höhe zu bringen. Das habe ich etwa 10 mal gemacht und dann bereits kurz nach Anschaffung mir einen Multifix Größe AA zugelegt. Das ist sicherlich die "Luxus" Version, welche ich bisher auch noch nie an einer Unimat 3 gesehen hatte und zudem auch recht teuer ist. Aber seitdem freue mich bei jedem Werkzeugwechsel, wie toll es funktioniert

Hier mal ein Bild vom tatsächlich aller erster Versuch. 3mm Ausgangsmaterial, welches ein paar völlig zufällige Stufen bekam.


Umso mehr man im Internet ließt, welche Drehmeissel für so eine Minidrehmaschine denn nun zu empfehlen sind, umso verwirrter wird man. Oft ließt man "HSS Drehmeissel und sonst garnichts". Andere sagen Hartmetall Drehmeissel: Funktioniert super und hält bei Buntmetall ewig. Und dann fand ich einige Hinweise auf spezielle polierte Wendeschneidplatten für Buntmetalle. Ich habe mich für die polierten Wendeschneidplatten von Paulimot entschieden um das HSS-meissel selber schleifen erst einmal "auf später" zu verschieben. Und ich muss sagen, ich finde mit den Dingern klappt das, wie oben vielleicht erahnen kann, echt gut. Insbesondere im Vergleich zu den "normalen" TiN-beschichtete Schneidplatte ein Unterschied wie Tag und Nacht! Wenn man sich doof anstellt ist aber schnell mal die Spitze abgebrochen.

Bei meinen ersten Versuchen auf Maß bzw. eine Passung zu drehen empfand ich das Umkehrspiel des Querschlittens als sehr hinterlich. Man kann sich da sicherlich dran gewöhnen, aber ich habe mir als Hilfe kurzerhand eine Halterung für eine Messuhr auf dem Querschlitten gedruckt. Und ich muss sagen, dass es damit wirklich ziemlich einfach ist recht präzise Durchmesser zu erreichen. Wie gut es aber in Wirklichkeit funktioniert finde ich aber wohl erst heraus wenn ich mich an etwas kompliziertere Teile wage, die dann auch passen müssen z.B. einen Radstern.


Auf dem Bild drehe ich grade eine Art "Zentrierhülse" für den Multifix Schnellwechselhalter. Für dessen Befestigung musste ich die Unimat nicht verändern, denn der Multifix in meinem Fall mit einem angepassten M8 Nutstein und M8 Schraube auf der Unimat befestigt. Da ich die Grenzen der Maschine herausfinden wollte, drehe ich hier grade das Teil in 1.4305 Edelstahl, einem spezielle zur "einfachen" Zerspanung geeignetem Material. Also einfach für Edelstahl! Das funktioniert auch, man kann aber nurnoch max. ~0.15mm, besser etwas weniger Zustellen und daher darf man definitiv keine Eile haben. Serienproduktion der Teile werde ich bestimmt nicht anfangen, aber mal das Ende einer 3mm Welle abdrehen oder ähnliches klappt definitiv sehr gut.

Am Anfang habe ich die Teile noch mit der Säge abgesägt, aber inzwischen habe ich mich auch ans Abstechen getraut. In Messing klappt das super. In 1.4305 hat es zwar auch geklappt, wie das Bild unten beweist, aber da hört man schon, dass das nicht so wirklich optimal ist und das werde ich wohl in Zukunft dann auch lassen. War aber ja auch nur ein Test.


Das klingt jetzt alles super.. aber ich habe auch schon reichlich Lehrgeld gezahlt. Die heutige Lektion zum Beispiel ist, dass mein Bohrfutter bis zu 8mm Bohrer aufnimmt, mein Innendrehmeissel / meine Bohrstange aber weit über 8mm breit ist und daher nicht ins Loch passt und somit nicht zu benutzen ist. Ausserdem fallen mir spontan einige Kleinteile mit Innenkontur ein, die noch weniger als 8mm Innenmass benötigen und ja auch gedreht werden müssen. Wenn ich da nur an Armins Schornstein denke zum Beispiel!

Also wieder erstmal recherchieren, was man sich jetzt am besten zulegt. Ich tendiere zu denen hier, aber Tipps sind sehr gerne genommen :-)

Beste Grüße,
Bastian


Armin-Hagen Berberich Offline




Beiträge: 390

08.09.2023 12:51
#2 RE: Meine Anfänge mit der Minidrehe Antworten

hallo Bastian, Grüße nach Dänemark.

Es ist wichtig, daß Du erkannt hast, daß die Unimat Grenzen hat, die relativ schnell erreicht sind. Mit diesem Wissen macht die Unimat Spaß und man ist dann auch nicht enttäuscht. Die nervigsten Nachteile nach meiner langjährigen Erfahrung sind
- das Umsteuerspiel in den Wellen
- der etwas schwache Moror mir dem Riehmenantrieb
- bei manchen Unimats ist die V-Fürung des Reitstocks nicht 100 prozentig und die Spitze stimmt dann um ein paar 100stel nicht mit der Mitte des Drehteils überein
Wenn man die Eigenheiten seine Unimat kennt, dann ist das alles kein Problem. ich wollte eigentlich den Motor auf einen mit elektronischer Drehzahlregelung und Zahnriemen umrüsten, das scheiterte dann am ambitionierten Preis des englischen Anbieters.

Einen großen Vorteil sehe ich bei der Unimat im Vergleich zu größeren Drehmaschinen. Das Herstellen von sehr, sehr kleinen Teilchen ist wesentlich unproblematischer und ungefährlicher. Insbesondere dann, wenn man ganz unfachmännisch auch noch mit kleinen Feilen oder anderem Werkzeug das Werkzeug bearbeitet.

Wenn Du es schon angesprochen hast, meine Schornseine drehe ich innen nicht konisch aus. Da mache ich es mir ganz einfach und setze zwei oder drei Bohrungen mit abgestuften Durchmessern. Das sieht nach der Lackierung niemand mehr.

Grüße aus VAI
Armin.

Zusammenstellung von Bauberichten


Werkelburger Offline



Beiträge: 20

08.09.2023 13:17
#3 RE: Meine Anfänge mit der Minidrehe Antworten

Moinsen!

Wichtig ist bei den kleinen EMCO-Drehmaschinen auch der Hinweis aus der Betriebsanleitung, dass die Motoren keine "Dauerläufer" sind, sondern regelmäßige Pausen benötigen. Die maximale Einschaltdauer sollte 80% nicht überschreiten, also spätestens alle 8 Minuten eine Pause von zwei Minuten einlegen!

Nachdem ich lange mit einer Holzmann ED 400 gearbeitet habe, "wohnt" jetzt einen EMCO Compact 5 bei mir. Wie Armin schon schrieb, ist die Anfertigung von kleinen und kleinsten Teilen auf der EMCO deutlich einfacher und es kann mit höherer Präzision als auf den "China-Drehen" gearbeitet werden.

Gruß

Thomas


«« NGG16 in 009
 Sprung  
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz