Tja, das wäre heute sicherlich eine Touristische Attraktion, zumal ja auch durchgehende Züge bis auf den Brocken möglich wären. Aber gerade in der alten BRD war man ja vor allem in den 60er Jahren zu sehr Autogläubig, und die Eisenbahn, aber auch eine Trambahn waren da eben zu Altmodisch. Südharzeisenbahn oder auch das Todnauerli sind da sehr bekannte Beispiele in Touristischen Gegenden. Die Liste ließe sich natürlich noch elendig verlängern, egal ob nun Schmal- oder auch Normalspurig.
Grüße aus Töging am Inn
Ulli
Betriebdirektor/ Technischer Leiter und Lokführer der TKB
Zitat von Deginga im Beitrag #3Aber gerade in der alten BRD war man ja vor allem in den 60er Jahren zu sehr Autogläubig, und die Eisenbahn, aber auch eine Trambahn waren da eben zu Altmodisch.
hat sich da bis heute irgendwas geändert? Wobei der Schritt zum 9€ Ticket sicherlich ein Anstoß hätte sein können.
Zitat von trambahn im Beitrag #4hat sich da bis heute irgendwas geändert? Wobei der Schritt zum 9€ Ticket sicherlich ein Anstoß hätte sein können.
Ja, es hat sich was geändert. Inzwischen verfallen nämlich nicht nur die Bahnstrecken, sondern auch das Straßennetz, die Wasserversorgung und die Kommunikation. Der öffentliche Personenverkehr war nur der Anfang vom Ende der Infrastruktur in Deutschland. "Wir Deutschen" können sicher vieles, aber ganz sicher nicht Infrastruktur.
Das 9€ Ticket hat ja gezeigt, das die Infrastruktur beim ÖPNV gar nicht in der Lage ist, das Auto "abzuschaffen". Zwar sind auch die Straßen in Deutschland eher auf "dritte Welt Niveau", genau wie die Kommunikationsinfrastruktur. In Kambodscha ist beispielsweise das Handynetz erheblich besser ausgebaut als bei uns. Eine Bekannte von mir war vor kurzem dort. Da hat man mitten im Dschungel überall gutes Netz, wo hier schon ein paar Km außerhalb der Ballungszentren absolut tote Hose herrscht. Auch die "berühmten" deutschen Straßen sind im internationalen Vergleich in einem erbärmlichen Zustand. Das habe ich in meiner Zeit im internationalen Fernverkehr ständig am eigenen Leib erlebt. Wenn man z.B. die Woche über in Frankreich herum gefahren ist und dann am Wochenende zurück nach Deutschland über die Grenze fährt, meint man, man ist plötzlich auf einem anderen Kontinent. Und wenn ich morgens duschen will, muss ich unter der Dusche herum hüpfen, um die einzelnen Wassertropfen zu erwischen. Dusche ich zu "unüblichen" Zeiten, ist alles OK. Es liegt also nicht lokal an meiner Dusche, sondern am Netz.
Aber beim öffentlichen Personenverkehr sieht es in der Tat ganz besonders düster aus. Spätestens seit den 1970er Jahren wurden dort Investitionen in Infrastruktur völlig vernachlässigt. In den anderen Bereichen fing das vielleicht ein Jahrzehnt später an, ist aber genau so brutal rückläufig. Damals war das, um kurzfristig zu sparen. Heute rächt sich das dafür um so heftiger.
Wie soll ich auf das Auto verzichten (was ich eigentlich gerne tun würde), wenn ich für einen Besuch beim Facharzt (zu dem ich regelmäßig muss) mit dem ÖPNV gut 5 Stunden für 40 km Entfernung benötige. Ich bin während der 9€ Ticket Zeit trotzdem meist Auto gefahren, weil es per Bus und Bahn einfach nicht möglich war, mein Ziel zu erreichen. Für die (per Auto) 11km zur Arbeit brauche ich dank extrem unglücklicher Umstiegszeiten mit mehrfach fast 60 Minuten Wartezeit über 4 Stunden. Wenn ich morgens den ersten Bus um 7:30 nehmen würde, käme ich grade rechtzeitig zur Mittagspause im Büro an. Mit dem Auto dauert es gut 10 Minuten. All zu lange muss ich zwar nicht mehr Arbeiten, aber auch danach wird es nahezu unmöglich sein, das Auto abzuschaffen. Selbst, wenn der ÖPNV mit der aktuellen Infrastruktur komplett kostenlos wäre, würde kaum jemand außerhalb der Ballungszentren auf das Auto verzichten können. Klar, wenn ich in Berlin oder Hamburg wohnen würde, dann müsste ich bestimmt kein Auto haben. Aber so wie ich wohne, keine Chance ohne.
Klar, viel hat sich nicht geändert. Unsere Bundesregierung setzt immer noch aufs Auto, wenngleich unter Ungüstigeren bedingungen, siehe den Beitrag von Claus 60. Denn inzwischen verfällt ja überall einiges, egal ob auf der Strasse oder der Schiene. Man fordert zwar immer mehr ÖPNV sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse, aber die Infrastruktur ist stellenweise ja so überlastet, das dann die Fahrzeiten nicht zu halten sind.
Ich muß zum Beispiel das Auto nehmen um eben zum Dienst zu kommen. Denn wenn ich ersten, bzw. letzten Züge zu fahren habe, da gibt es eben keinen ÖPNV mehr, der mich zur Dienststelle, bzw nach Hause bringt. Und wenn ich mir den Zustand unserer Strassen anschaue. Beispiel: Die A94 München- Mühldorf - Marktl - Passau wurde im Abschnitt zw. Pastetten und Heldenstein erst im Oktober 2019 fertiggestellt und ist schon wieder Streckenwiese Sanierungsbedürftig, weil eben billig gebaut wurde. Da fragt man sich doch. Und wesentliche Abschnitte z.B. zw Marktl und Simbach (anschluß nach Österreich) sind ja nicht mal absehbar, wann die Autobahnmäßig ausgebaut werden. Da ist nur die B12 mit je einem Fahrstreifen pro Richtung vorhanden. Nun ja, lassen wir das mal besser, das wäre ein Thema ohne Ende.
Mir ging es ja eigentlich nur darum, anzumerken, was man damals für Fehler gemacht hat, die man in vielen Regionen heute bedauert. Es gäbe viele Bahnstrecken, die in den 60er und 70er Jahren stillgelegt wurden, die heute sicherlich Potentiale hätten, sowohl im Regel- als auch im Touristikverkehr. Dafür quälen sich eben jetzt Autokollonen durch die Orte über überlastete Strassen.
Grüße aus Töging am Inn
Ulli
Betriebdirektor/ Technischer Leiter und Lokführer der TKB
Dieses Jahr gab es nämlich noch einen Geburtstag. Das genaue Datum haben wir zwar schon verpasst aber am 21. Februar 1804, also vor 220 Jahren, ließ Richard Trevithik die erste Dampflokomotive erfolgreich auf der 9,75 Meilen (15,7 km) langen Strecke von Penydarren nach Abercynon fahren.