Hallo zusammen, als ich Anfang Dezember unseren Urlaub in 2025 gebucht hatte, drängte sich kurz danach die Frage auf, wie ich denn die kommenden Wintermonate irgendwie überbrücken könnte. Inzwischen waren die noch anstehenden Reparaturen an verschiedenen Stand- und Wandpendeluhren zur Zufriedenheit der jeweiligen Eigentümer ausgeführt und so blieb eigentlich nur die Modellbahn und die Feinmechanik.
Nach einigen Überlegungen bin ich bei der GMWE Nr.5 hängengeblieben, einer Kastenlok der Geraer Straßenbahn, die kurz vor 1900 von der GMWE erworben und später umgebaut wurde. Ich will sie im Zustand vor dem Umbau als Modell konstruieren.
Bei der Sichtung meiner Materialbestände fand ich noch ein paar Treib/Kuppelachsen aus Bausätzen der Harzquerbahn und an entsprechendem Motor-und Getriebematerial herrscht bei mir eh kein Mangel.
Noch vor Weihnachten begann ich mit dem Bau des Lokrahmens und der Bodenplatte für das Personal.
Ich will das Modell relativ einfach gestalten. Keine Verglasung, keine Heusingersteuerung (die man durch die Verkleidung sowieso nicht sehen würde und kein großer technischer Schnickschnack. Die Nr. 5 soll lediglich meine bestehende Dampflokflotte der GMWE komplettieren.
Neues dann im nächsten Jahr, für das ich allen Forenmitgliedern Gesundheit und einen guten Rutsch wünsche.
Hallo zusammen, was nutzt das schönste Lokmodell, wenn die Fahreigenschaften nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Erst wenn der Antrieb ohne Beanstandungen läuft, lohnt es sich, das Modell weiter aufzubauen.
Wie bei all meinen Eigenbaumodellen beginne ich also auch bei der Kastenlok mit dem Aufbau des Getriebes. Das macht mir, ehrlich gesagt, auch am meisten Spaß. Das betrifft sowohl das Konstruieren als auch das Bauen. Tagelang beherrschen Teilkreisdurchmesser, Module, U/min, Evolventenverzahnung, Untersetzungsverhältnisse oder Leistungskennziffern meine (zugegeben) kleine Gedankenwelt. Dieser Umstand läßt leider manchmal auch die interfamiliere Kommunikation und schlimmer noch, die Beteiligung an unaufschiebbaren Alltagsproblemen, ins Stocken geraten. Was solls!
Ins Fahrgestellfragment muß also zuerst ein funktionierendes Getriebe. Lt. meiner Konstruktion, auch bedingt durch die Verwendung der gezeigten fertigen Bausatzachsen, ist das fertige Getriebe in Modul 0,3 und 0,4 geteilt. Zum Erreichen einer größtmöglichen Untersetzung beginnt die erste Getriebestufe im Modul 0,3. Grund: Da sind bei gleichem Durchmesser mehr Zähne unter dem Kopfkreis. Die relativ niedrige Drehzahl des Motors (Flachläufer, Faulhaber 15x5 mm) von 12800 U/min erspart mir mindestens eine Untersetzungsstufe. Ausgerechnet habe ich ein Untersetzungsverhältnis von 1:70, d.h. Die Lok fährt bei 12 V/DC etwa 25-30 Modell-Kmh.
Zunächst baute ich die Hauptantriebswelle, wie im folgenden Bild zu sehen ist und montierte sie fest unter dem Rahmenblech. (Stahlwelle 1,5 mm, 2 Kugellager 4x1.5x1,2 mm, Stirnzahnrad M 0,3, 45 Zähne und eine Schnecke 4x1,5 mm, M 0,4)
Das noch freie Ende der Welle läuft später in der Grundplatte, die unter den Rahmen geschraubt wird. Als die Welle einwandfrei lief, nahm ich mir die Motorhalterung vor. Sie sollte gewährleisten daß das auf die Motorwelle aufgesteckte Ritzel passgenau in das schon montierte Messingzahnrad eingriff und der Motor auch leicht auszuwechseln sein würde. Aus Neusilberrundprofil drehte ich einen Ring mit einer Breite von 5 mm und einer Wandstärke von 3 mm, in den der Motor saugend! hinein passte. Damit er nicht durchrutscht kam noch eine Feststellschraube dazu und ebenfalls noch zwei Gewindebohrungen M 2 für die Befestigung am Rahmenblech.
Hallo zusammen, weil ich gerade warten muß, bis die mit Loctite 638 aufgezogenen Zahnräder und Kugellager auf der Welle fest sitzen (ca. 1,5-2 Std), mal kurz einen Blick auf das, was davor geschah. Wer schon mal versucht hat, eine Stahlwelle zu bearbeiten, wird wisen, daß da außer ablängen nicht allzuviel geht. Kein Überdrehen, kein Gewindeschneiden, kein garnix. Da ich aber so ein Minikugellager verwenden wollte, mußte ich die Stahlwelle an einem Ende von 1,5mm auf 1mm Durchmesser bringen. Mit Bohrzwerg und Ständerbohrmaschine hab ich es schließlich geschafft.
Wobei die Minikugellager wie rohe Eier behandelt werden müssen. Ein Druck von der falschen Seite, und man kann ihm beim Zerfallen zusehen. So wird das Einpressen so eines Lagers in die neu hergestellte Grundplatte zum Vabanquespiel.
Die Grundplatte muß mittig noch für die Zahnräder geöffnet werden. Dann ist auch sie fertig. So, jetzt gehts wieder ans Getriebe.
Hallo zusammen, ich hab alles aufbieten müssen an optischen Hilfsmitteln und effizienten Lichtquellen, um die von mir am Bildschirm konstruierten fahrwerkstechnischen Komponenten meiner Kastenlok ins 3D-Modellleben zu holen. Zum Anzeichnen der nötigen Bohrlöcher habe ich eine Seite des Fahrwerkes mit einem Edding schwarz gefärbt, um die Anrisse deutlicher sehen zu können und die Körnungen nicht daneben zu setzen. Eine CNC-Fräse wäre hier die Alternative gewesen, das lohnt sich aber in meinem Alter nun wirklich nicht mehr.
Die größte Gefahr beim Setzen der Bohrungen besteht darin, dass das Fahrwerk nicht genau rechtwinklig eingespannt ist oder der Bohrer sich verläuft. Weil in dem Fall meist der Anschliff der Schneiden Schuld hat, nehme ich dafür grundsätzlich neue Bohrer. Und rechte Winkel sollte man bei dem Vorhaben auch genügend vorrätig haben. Zur Wahrheit gehört auch, dass es mir bei früheren Modellen nicht immer auf Anhieb gelungen ist, feinmechanisch einwandfrei zu arbeiten. Hier an diesem Fahrwerksrahmen ist es jedoch wieder mal gelungen:
Nun ging es an die Herstellung der benötigten Stahlwellen und der Distanzringe, um das Getriebe dann montieren zu können. Von den Distanzringen haben sich mindestens 4 oder 5 ins Werkstattnirwana geflüchtet. Aus Erfahrung habe ich einen mehr als benötigt gedreht, man weiß ja nie....
alte Schule, große Klasse! Das ist Messing Modellbau, wie man es mit Methoden und Werkzeugen unserer Jugend und dem späteren Arbeitsleben nicht besser machen kann. Es sei denn, man wendet die Zeit und die Finanzen auf und vertieft sich in die CNC Technologie. Mir geht es wie Dir, ich versuche es auch noch auf dem klassischen Weg. Wenn ich dazu keine Lust habe oder das Projekt zu kompliziert ist, dann bitte ich einen Freund die Hightech Machine für mich arbeiten zu lassen.
Immer wieder die Frage, wieviel Luft hast zu dem errechneten Achsabstand dazu gegeben.
sehr schön! Habe schon wieder einiges gelernt, z.B. dass es den kleinen Flachläufer auch ohne Getriebe gibt. Den hatte ich bis dato überhaupt nicht wahrgenommen.
Bei der 99 183 hattest du (noch?) rechteckige Ausschnitte im Rahmen für die Aufnahme der Lokachsen. Ich gehe mal davon aus, die waren gefräst? Jetzt bisst du auf die U-Form gewechselt. Hat das einen speziellen Grund? Und dann natürlich die Frage: Hast du gebohrt und danach die Löcher zum U aufgeweitet (gesägt/gefeilt/gefräst?) oder die Achslager nur durch fräsen hergestellt?
In Sachen Mechanik bin ich leider eine Null (und mit Metallbearbeitung sieht es kaum besser aus), aber wenigstens so ein bisschen was wollte ich schon noch lernen. Und das geht mit abgucken und blöden Fragen stellen halt immer noch am einfachsten und schnellsten...
Als Küchentischbastler hast du ja auch gar keine andere Verfahrensweise als Alternative, wenn man, wie z.B. ich, auf feinmechanischem Weg Modellgetriebe bauen will. Letzten Endes macht die Übung den Meister. Geholfen hat mir auch die jahrelange Beschäftigung mit Uhrwerken aus Stand- oder Wandregulatoren. Aber zu deiner Frage: Wie du sicher weißt, soll das Spiel zwischen zwei Zahnrädern (Stirnradpaar) normalerweise 1/6 des Moduls betragen, also etwa 0,07mm bei M 0,4 oder 0,08mm bei M 0,5. Sehr großzügig gerundet also knapp 0,1mm. Der tatsächliche Achsabstand ergibt sich aber aus einer Kombination von sorgfältiger Arbeit, der vorhandenen technischen Ausstattung und den Maßen der verwendeten Zahnräder. So differieren z.B. die Kopfkreisdurchmesser bei unterschiedlichen Herstellern gerne mal um ein bis zwei Zehntelmillimeter bei gleichem Modul. Besonders bemerkbar ist das zwischen Metall- und Kunststoffzahnrädern. Mit meiner Chronometerschiebe gelingt es mir, den Achsabstand immer so zwischen ein- und zwei Zehntel einzurichten. Die Zeit vor dem ersten Lauf eines selbst konstruierten Getriebes ist immer angefüllt mit der Hoffnung, dass man genau genug gearbeitet hat. Wenn, dann fällt Weihnachten und Ostern auf einen Tag.
Alexander: Es freut mich ungemein, wenn andere Modellbauer die veröffentlichten Bauberichte so aufmerksam lesen wie du. Schön, dass dir die 99 183 so im Gedächtnis geblieben ist. Meine Vorgehensweise bei den Achslagern hast du selbst schon beschrieben. Diesmal habe ich die Lager erst vor- und dann auf Maß gebohrt, um sie dann von unten aufzufeilen. Dazu benötigt man aber (hier in meinem Fall) Feilen, bei denen das Feilenblatt nicht dicker wie 1,3 mm ist. Diese Forderung erfüllen meist nur gute Nadelfeilen mit einem Feilenhieb zwischen 1 und 2 und scharfen Kanten, alles andere, was es da an Feilen zu kaufen gibt, kann man in den Skat drücken. Es lohnt sich auch, vor dem Feilen die Bohrlöcher mit dünnen Blech auszulegen, um die Lagerlöcher nicht zu beschädigen.
Und was den Motor angeht, ich hab hier noch die Daten:
Flachscheibenläufermotor 15 Ø x 5,5 mm, (mit 2 Wellen) 1,5 Ø x 4,5 mm und 0,8 Ø x 4,5 mm, Nennspannung 12 Volt, Betriebsspannung 0,2 – 18 Volt, Leerlaufdrehzahl 12 800 Upm, Abgangsleistung bei Nennsp. 0,22 Watt, Anhalte-Drehmoment 0,64 mNm, Leerlaufstrom 4 mA, empf. Dauerstromaufnahme 35 mA, Wirkungsgrad 67 %, Gewicht 4,0 Gramm
Übriges: Praktische Auswirkungen auf das Laufverhalten haben gefräste quadratische oder gebohrte runde Lager nicht.
Hallo zusammen, da ich die nächsten Tage kaum zum Bauen komme, hier noch mal ein Update:
Ich hätte mir diese Plastezahnräder von Weinert vorher doch genauer ansehen müssen. Sie sind eine Katastrophe im Vergleich zu den bei mir sonst üblichen Messingzahnrädern. Der Ziel war ursprünglich, mit Hilfe der Plastezahnräder den Geräuschpegel zu senken. Das klappt auch, aber die Laufqualität.... Bei zweien werde ich Messingbuchsen einpressen müssen, das wird sonst nix.
Eine Seite des Fahrwerks läuft, die andere kommt dann irgendwann später.
Zitat von GMWE im Beitrag #9Ich hätte mir diese Plastezahnräder von Weinert vorher doch genauer ansehen müssen. Sie sind eine Katastrophe im Vergleich zu den bei mir sonst üblichen Messingzahnrädern
Die gleiche Erfahrung hatte ich vor ein paar Jahren. Da hatte ich mir in H0e einen kleinen Lkw auf Schienen gebaut und mit Weinert Zahnrädern angetrieben. Nach dem Zusammenbau musste ich leider feststellen, dass man bei Weinert nicht der Auffassung zu sein scheint, dass Bohrungen in Zahnrädern mittig sein sollten. Der Lkw fährt zwar, aber es sieht so aus als ob sein Motor nur auf einem Zylinder läuft. Naja, wenigsens sieht er ganz nett aus.
Holger: Genau bei der Truppe habe ich meine Messingzahnräder immer bestellt. Die Lieferzeit ist zwar etwas lang, aber ein sehr verläßlicher Kleinproduzent mit einem guten Portfolio. Hatte auch nie Probleme. Aber jetzt geht es um diese hier:
Sieht ja erstmal nicht schlecht aus, das Geheimnis liegt aber in der Mitte... Na ja, das nächste mal müssen die Polen wieder ran.
Günni: Stimmt! Nett sieht er aus. Ich löse es nun, in dem ich die Zahnräder aufbohre und Messingbuchsen einsetze. Irgendwie kriege ich die zum Rundlaufen.
Hallo zusammen, da bin ich wieder. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich die Zahnräder alle mit Messingbuchsen ausgestattet hatte. So ein Kleinkram ist immer nervig. Hat aber ohne große Ausfälle geklappt.
Um das Getriebe zum Laufen zu bekommen, müssen in der Bodenplatte die Ausschnitte für die Zahnräder ausgearbeitet werden. Dabei hat sich so ganz nebenbei das schon eingepresste Kugellager verabschiedet. Eins von der Sorte, über deren "Langlebigkeit" ich hier schon geschrieben habe. Vorerst mache ich da auch kein neues rein, solange ich das Fahrwerk noch 2-3mal am Tag auseinanderschrauben muss. Die zwar einseitig, aber doppelt gelagerte Antriebswelle läuft - jetzt im Baustadium - auch ohne das Gegenlager.
Die Stromversorgung für die häufigen Versuchszwecke mit Kroko-Klemmen war auch wenig praktisch. Deswegen habe ich kurzerhand einen Ministecker implantiert. Jetzt geht das etwas eleganter.
Bis auf ein Zahnradpaar, bei dem ich es mit dem Achsabstand etwas zu genau genommen habe, läuft das Getriebe jetzt wie geschmiert und vor allem flüsterleise.
Hallo zusammen, in Ergänzung des vorherigen Beitrages möchte ich die geneigten Lesern meiner Bauberichte explizit darauf hinweisen, dass ich mich bei diesem Modell wieder konstruktiv abseits des Mainstreams bewegt habe. Während ich schon bei der 99 183 den Luttermöllerantrieb im Modell realisierte, habe ich hier bei der Kastenlok die antreibende Schnecke zwischen zwei Stirnradgetriebe plaziert. In Kombination mit den Achsabständen der Laufachsen war die Drehrichtung der jeweils benachbarten Laufachse zu beachten. Die ist nur gleich, wenn sich eine ungerade Zahl von Zahnrädern zwischen ihnen befindet.
Aus dem Bild ist zu entnehmen, dass sich die rechts und links von der Schnecke sitzenden Schneckenräder entgegengesetzt drehen. Das bei nur 3 Laufachsen eher ungewöhnlich große Zahnradgrab ergab sich also nur deshalb, um die gleiche Drehrichtung der Laufachsen zu erreichen. Die dadurch höhere Getriebereibung mußte ich billigend in Kauf nehmen. So, nun genug der Theorie. Das Video zeigt - es hat alles geklappt.