Modulbau ist im Moment ein großes Thema in diesem Forum. Aus diesem Grund möchte ich euch mein Modulprojekt im Maßstab 1:22,5 vorstellen, an dem ich seit 2021 arbeite. Wer die ganze Entwicklung der letzten Jahre und alle Hintergründe nachlesen möchte, kann das gerne hier tun:
Die wichtigsten Punkte aber dennoch hier zusammengefasst: Ziel des ganzen ist es, Szenen verschiedener Meterspurbahnen aus Baden und Württemberg im Maßstab 1:22,5 auf Modulen zu zeigen. Modulnorm sind die Modulnormen der IG Spur II e.V. mit dem Übergangsprofil Flach-Flach mit Wassergraben. Dargestellt wird die Epoche II. Gerade Streckenmodule sind 1000 mm lang und 500 mm breit, die Gleise entstehen im kompletten Selbstbau mit Neusilberprofil Code 200. Bisher habe ich Stahlschwellengleis nach den Angaben von Carl Köckert, seinerzeit Oberingenieur bei Vering und Wächter, nachgebildet.
Derzeit lebe ich in einer kleinen Stadtwohnung, sodass die Module rein für den Ausstellungsbetrieb gebaut sind. Daheim habe ich keinen Platz die Module aufzubauen. Deswegen baue ich die Module so leicht wie möglich. Auf der anderen Seite stehen mir weder Bastelkeller noch Schreinerwerkstatt zur Verfügung. Von daher entstehen die Module hauptsächlich auf dem Küchenboden.
Bisher sind drei gerade Streckenmodule entstanden, die Streuobstwiesen und einen Acker zeigen.
...und ja, die Pfeife ist mittlerweile wieder repariert
Nun stand der Bau eines Bahnhofs auf dem Plan, über den ich ein wenig berichten möchte. Während auf vielen Anlagen eher die etwas größeren Bahnhöfe mit Bahnbetriebswerk, vielen Gleisen und teilweise Übergang zur Regelspur umgesetzt werden, habe ich mich für das Gegenteil entschieden. Ein ländlicher Dorfbahnhof mit minimaler Ausstattung, dafür aber maßstäblich umgesetzt. Geeignete Vorbilder findet man an badischen und württembergischen Meterspurbahnen zu Hauf, sodass die Wahl eines Vorbilds nicht leicht ist. nach langem Abwägen der Vor- und Nachteile verschiedener Bahnhöfe habe ich mich für den Bahnhof Robern der Schmalspurbahn Mosbach - Mudau entschieden. Der Bahnhof besaß ein durchgehendes Hauptgleis mit einem 57 m langem Bahnsteig, einem kleinen Stationsgebäude und ein beidseitig angebundenes Ladegleis. Das Aufkommen von Stückgut war derart gering, dass der Bahnhof keinen eigenen Güterschuppen besaß. Stückgut wurde im Dienstraum des Stationsgebäudes aufgegeben und während des Halt des Zuges im Bahnhof in den in den Zügen mitgeführten Stückgutwagen geladen. Das Ladegleis diente vornehmlich dem Umschlag von Gütern aus Land- und Forstwirtschaft.
Dargestellt wird, passend zur Epoche II, der Zustand zwischen 1926 und den 1934. 1926 wurde mit der Einführung des Rollwagenverkehrs im Bereich der Ladestraße eine 25 Meter lange Laderampe aufgeschüttet und ab Mitte der dreißiger Jahre wurde der Oberbau sukzessive verstärkt. Damit ergibt sich im Modell der Zustand mit Laderampe, aber noch dem alten Oberbau aus der Länderbahnzeit.
Die Gleise habe ich in bewährter Weise auf Trassenbrettern gebaut, auf die Details gehe ich noch im Laufe des Beitrags ein. Die Einzelteile der Modulkästen habe ich am PC konstruiert und mir lasern lassen. Verstärkt werden die Modulkästen lediglich durch eine Quer- und eine Längsstrebe. Auf dem folgenden Bild liegen die Trassenbretter lose in den Modulkästen für einen ersten Probeaufbau auf meinem Küchenboden. Man erkennt die Dimensionen des zukünftigen Bahnhofs:
Robern 001 (Max Hensel)
Bis zum Modultreffen in Schenklengsfeld 2024 konnte der Gleisbau abgeschlossen werden. Auf dem Nebengleis liegen die Schienenprofile auf Holzschwellen, die ich aus Abachileisten gesägt habe. Die gebogenen Gleise sind dabei mit Unterlegplatten auf allen Schwellen ausgestattet, auf den Geraden Gleisen liegen die Unterlegplatten nur auf vier von 14 Schwellen, ganz wie beim Vorbild. Auf den Stoßschwellen sind die Profile mit drei Schienennägeln vernagelt, auf den anderen Schwellen nur mit Zweien. Im Hauptgleis liegen, genau wie auch auf meinen Streckenmodulen, einzeln gefräste Stahlschwellenimitate mit gedruckten Kleineisen. Die Zwischenräume zwischen Modulkante und den Trassenbrettern sind mit dünnen Hartfaserplatten aufgefüllt. Dort, wo das Landschaftsprofil anspruchsvoller wird, kommt wieder Hasendraht mit Zeitungspapier zum Einsatz.
Hier sehen wir die ersten Testfahrten mit Rollwagen im Rahmen des Modultreffens in Schenklengsfeld. An der Laderampe wurde das erste Holz auf aufgeschemelte Drehschemelwagen verladen. Gut zu erkennen die unterschiedlichen Schwellen im Haupt- und Nebengleis.
Robern 002 (Max Hensel)
Und nochmal eine Gesamtansicht des Bahnhofs im Rohbau mit einem Harzer GmP. Noch steht hier eine Trapeztafel. Dieses Signal wurde erst 1935 eingeführt und ist deswegen in meinem Modellbahnhof nicht mehr aufgestellt.
Robern 003 (Max Hensel)
Nach Schenklengsfeld habe ich angefangen, die Gleise einzuschottern. Hier zwei Detailbilder der Einfahrweiche 1 aus Richtung Mosbach kommend. Die Weichenzungen habe ich in mühevoller Kleinarbeit aus einem Stück Schienenprofil herausgearbeitet. Dazu habe ich das Profil längs am Schienensteg eingesägt und wieder zusammengelötet. Den Rest haben Feilen erledigt. Noch fehlt allerdings der Weichenstellbock und die richtige Zungenverbindungsstange.
Robern 004 (Max Hensel)
Robern 005 (Max Hensel)
Auch die Gestaltung des Bahnhofs erfolgte in mehreren Etappen in meiner Küche. Es muss nicht immer ein ganzer Bahnhof sein, aber jeder kann zumindest einzelne Streckenmodule bauen - auch ohne Schreinerwerkstatt oder Bastelkeller. Für Schotterflächen wie Laderampe und Bahnsteig verwende ich gesiebten Fugensand.
Robern 006 (Max Hensel)
Für die weitere Gestaltung habe ich in bewährter Weise Heki Wildgrasmatten genutzt. Für den Bahnhof sind da einige Großpackungen zusammengekommen. Nach einem Tipp von Horst Schröder habe ich Mod Podge Matt zum ankleben des Grases verwendet. Zwar ist das Produkt etwas teurer als konventioneller Leim, trocknet aber wirklich matt und ist sehr ergiebig. Für die insgesamt 7 Meter Bahnhof bin ich mit einer Flasche von 473 ml ausgekommen. Die Gestaltung der vegetativen Systeme ist noch nicht abgeschlossen, insbesondere fehlt noch einiges an Buschwerk. Trotzdem zeigte ich den in den Grundzügen gestalteten Bahnhof auf der Emsland Modellbau 2025 in Lingen. Auf dem Übersichtsfoto der Blick von Weiche 1 in Richtung Mudau.
Robern 007 (Max Hensel)
Vom Vorbildbahnhof sieht man indes heute nicht mehr viel. Nach der Stilllegung der Bahnstrecke wurde das Gelände im Bereich der Ladestraße und des Ladegleises angeschüttet, um eine Ackerfläche zu vergrößern. Dort, wo im folgenden Bild der Kreidestrich zu sehen ist war einst der Weichenanfang der Weiche 1. Blickrichtung Mudau, wie auf dem Modellfoto darüber.
Robern 008 (Max Hensel)
Das Stationsgebäude wurde schon vor der Stilllegung abgerissen. Heute ist auf der alten Trasse die Wanderbahn, ein Rad- und Wanderweg. An der Stelle des Stationsgebäudes steht heute eine Schutzhütte samt Infotafel.
Robern 009 (Max Hensel)
In der Ausfahrt Richtung Mudau kreuzte die Bahnlinie den Weg von der Roberner Mühle zum Ort Robern. Heute verschwenkt die Wanderbahn für ein kurzes Stück auf den damaligen Kreisweg 56. Auf der ehemaligen Trasse liegt heute eine Grundstückszufahrt.
Robern 010 (Max Hensel)
Im Modell ist das Grundstück 822 natürlich noch unbebaut. Die Signalisierung richtet sich nach dem dargestellten Zeitraum. Da damals alle Züge im Bahnhof hielten, steht die Läutetafel unmittelbar am Bahnsteigende vor dem Bahnübergang. Zu späterer Zeit stand eine Pfeif- und Läutetafel unmittelbar vor dem Bahnübergang, eine weitere mit zusätzlicher weißen Tafel und zwei senkrechten, schwarzen Strichen in einiger Entfernung. Diese galt für Züge, die nicht in Robern gehalten haben.
Die Modell-Läutetafel ist noch nicht ganz final gestaltet. An dieser Stelle trotzdem ein großes Dankeschön an Volker Gerisch, welcher seine Herangehensweisen bei der Darstellung emaillierter Blechschilder umfangreich beschrieben hat. Ferner fehlen hier dem Überweg noch die Warntafeln
Robern 011 (Max Hensel)
Hier ein Blick zum Bahnsteig. Im Vordergrund das hölzerne Weichengrenzzeichen. Dort, wo das Grüne unterbrochen ist, wird zukünftig das Stationsgebäude auf einem Ansatzstück platziert. Bis es soweit ist, dauert es aber noch eine Weile.
Robern 012 (Max Hensel)
Blick zur Laderampe. Auf den Rollwagen warten zwei ehemalige Preußen auf ihre Beladung.
Robern 013 (Max Hensel)
Robern 014 (Max Hensel)
In der Zwischenzeit habe ich auch die Warntafeln ergänzt. Die ersten Andreaskreuze wurden erst zum 01.10.1928 eingeführt und schrittweise aufgestellt. An dem kleinen Bahnübergang in Robern, mit schwachem Verkehr und mitten im Odenwald gelegen, dauerte es mit Sicherheit noch einige Zeit, bis auch hier Andreaskreuze standen. Deswegen habe ich mich für die Aufstellung des Urahns unseres heutigen VZ201 entschieden, die ab dem 01.04.1920 reichsweit gültigen Warnungstafeln. Sie sind aus Messing nach einer Vorlage von Ulf Groote geätzt, vielen Dank an dieser Stelle für die Unterstützung!
Robern 015 (Max Hensel)
Ich freue mich, wenn auch andere Forenmitglieder ihre Modulprojekte vorstellen. Mein Beitrag zeigt, dass auch ohne Werkstatt o.ä. der bau von Modulen gut möglich ist und selbst der komplette Gleisselbstbau inklusive der Weichen ist kein unüberwindbares Hindernis.
Hallo Max, danke für Deinen ausführlichen Bericht. Das ist eine tolle ländliche Station, die Du da baust. Ich bin total begeistert. Ich bin ein "Fan" solcher kleiner bescheidener Bahnen und Stationen. Deine Station wäre doch mal was für Stadtoldendorf, auch wenn es da mehr um Schmalspur 0 geht, meine ich. Da kann man auch als Anhänger des kleineren Maßstabes was lernen. Viele Grüße aus Halberstadt Henning
vielen Dank für die netten Worte zu meinen Modulen und zu meinem Dorfbahnhof. Ich werde über die weiteren Fortschritte (Bau des Stationsgebäudes, Ausgestaltung, Ergänzen der Vegetation) und über den Bau weiterer Module berichten.
Grundsätzlich bin ich der Teilnahme an Ausstellungen nicht abgeneigt. Bisher habe ich nur auf größeren Modultreffen oder gemeinsam mit der Sauerland-Segmentanlage von Wolf Groote ausgestellt. Um Solo auszustellen fehlt zumindest noch ein Fiddle-Yard und vielleicht ein kleiner Gleisanschluss, sodass man nicht nur die Module zeigt, sondern auch sinnvollen Bahnbetrieb vorführen kann. Allerdings wird selbst so eine kleine Anlage sehr schnell lang und braucht wohl mindestens 16 Meter in der Länge...