Weihnachten war langweilig, also habe ich ein vor ca. 10 Jahren begonnenes Projekt ausgegraben. Manches wüsste ich inzwischen besser, lässt sich aber nicht mehr ändern. Es wird deshalb so manchen Kompromiss geben.
Erst einmal zum Vorbild: Sowohl die Nassauische Kleinbahn (NKAG) als auch die Kleinbahn Selters-Hachenburg (KSH) entstanden um 1900 unter Beteiligung und Mitwirkung des als "Generaunternehmer" mit Bau- und Betriebsführung beauftragten Baunternehmer Philipp Balke, Berlin. So ist es kaum verwunderlich, dass von Balke gleichartige Fahrzeuge als Grundausstattung für diese beiden Bahnen beschafft wurden. Die insgesamt 11 identischen Lokomotiven wurden 1899 (8 Stück an die NKAG) und 1900 (3 Stück an KSH) von Henschel geliefert und waren den bereits ab 1887 gelieferten C-Kupplern der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn sehr ähnlich aber nicht gleich. Ein Exemplar, die Lok 2 der Kleinbahn Selters-Hachenburg, hat bis heute mehr schlecht als recht als Denkmallok überlebt und wartet bei Kleinbaan Service auf Aufarbeitung.
Nun zum Modell: Ein Bekannter vom Modelleisenbahnclub Lahnstein, der sich auch mit der Nassauischen Kleinbahn (MIBA) beschäftigt, hatte sich vor vielen Jahren diese C-Kuppler auf adaptierten Tillig Fahrwerken gebaut. Inzwischen ist es schon mindestens 10 Jahre her, dass er mir auch Teile für eine derartige Umbaulok anbot und einen Kessel aus Messing Vollmaterial drehte. Für Führerhaus und Wasserkästen sollte ursprünglich eine Serie aus gefräßtem Polystyrol entstehen. Bis dahin begann ich schon mal zu bauen. Der dabei zur Verfügung stehende Gehäuseprototyp war alles andere als Maßstäblich, was mir damals aber noch nicht klar war. Am Ende schwenkte er auf eine Neusilber Ätzplatine um, was mir aufgrund des ungewohnten Material einigen Kummer bereitete. Das Projekt verschwand also recht schnell in der berühmten Schublade.
Im Sommer 2017 wurde dann die Vorbildlok vom Sockel geholt....
...was mich dazu animierte besagte Schublade mal wieder zu öffnen. Aus Spass habe ich die Teile mal gekantet und mit meinen bescheidenen Lötkünsten zusammengebraten.
Nachmessungen und Vergleiche mit der inzwischen vorliegenden Henschel Werkszeichnung ergaben, dass das Ding sogar einigermaßen Maßstäblich ist. Leider passte das Ding aber so überhaupt nicht zum bisherigen Baufortschritt, so dass der bereits fertig ausgerüstete Kessel ins Acetonbad flog und dort lange in Vergessenheit geriet...
moin, aus der Bauphase des Fahrwerk habe ich keine Bilder. Es war einmal eine alte Tillig H0e Lok, mit all ihren "tollen" Fahreigenschaften... (Einer der Gründe für das lange Schubladendasein.) Sie läuft zwar irgendwie, aber so richtig happy bin ich weder mit dem Rastefix-Motor noch dem Getriebe.
Es wurde einiges weggefräst und wieder durch Polystyrol ergänzt. Problematisch ist hierbei die vordere Motorhalterung/Halterung des Zwischenzahnrades, die nur in der Originalkonfiguration zuverlässig fixiert wird. Hier wird am Ende ein wenig Kleber notwendig sein.
Die Pufferbohlenaufsätze stammen von Weinert. Ebenso diverse weitere Anbauteile. Die Dome von Weinert sind für die NKAG/KSH Lok danneben. Nachgemessen habe ich das jetzt nicht, aber vom optischen Eindruck ist der Sanddom zu hoch. Mangels Alternative habe ich ihn dennoch verbaut.
Grundiert und Lackiert wurde das ganze mit Vallejo Farben. Die hatten sich bei diversen H0 Plastikwagen bisher ganz gut bewährt. Angeblich ist die Grundierung auch für Messing geeignet. Dem ist nicht so. Bei leichtem Kontakt löste sich das ganze wie eine Gummihaut vom Kessel. Also Kessel nochmal Blank machen, inkl. Anbauteile. Bei der Gelegenheit wurde auch nochmal bisschen nachgearbeitet. Nicht so tragisch, das Olivgrün war ohnehin nicht preußisch genug.
Rauchkammertür ist auch von der Weinert Gernrode. Rückseite ist glatt geschliffen, Ansaugstutzen für die Gegendruckbremse ergänzt und ein Haltewinkel für die Heberleinrollen angebracht.
und hier dann der zweite Lackierversuch und aktuelle Zwischenstand.
Der schwarze Kessel gefällt mir ein wenig besser, auch wenn für Epoche 1 und 2 eher preußische Anstrichvorschriften gelten dürften.
Verkleidung der Ausströmung wird noch mal überarbeitet. Es fehlen noch das Seil für die Heberleinbremse, die Anstellstangen für die Besandung, Laternenhalter auf der Rückseite und der runde Dachlüfter.
Eine weitere Herausforderung stellte das Dach dar. Das Neusilberblech genau im passenden Radius zu biegen und akkurat aufzukleben ist nicht einfach. Abhilfe schafft die Befestigung mit eingeklebten Magneten und Blechplättchen. Zu haben in der Verpackung von Zigaretten Filterpapierchen zum selberdrehen. Erstaunlich stark ziehen sie das Dach dicht bei.
Moin Philipp, zum Thema Antrieb mal auf die Seite www.tramfabriek.nl gehen. Sven spricht und schreibt hervorragend Deutsch und ist freundlich und hilfsbereit. Gruß aus WHV Helmut