Da ich in diesem Forum erst seit Kurzem mit dabei bin möchte ich zunächst ein kleines Projekt vorstellen, welches ich vor über 20 Jahren realisiert habe, als die Fleischmann Magic Train Modelle DIE Basis für Umbauten aller Art waren, da zu dieser Zeit die Auswahl von Fahrzeugen im 0e-Bereich sehr sehr übersichtlich war, also war Eigeninitiative angesagt. Ausserdem sehe ich das als "Übung" für die Erstellung von Beiträgen. Man verzeihe mir Anfängerfehler .
Angeboten hat sich das Rügener Vorbild der 99 4602, welches in etwa den Proportionen des B-Kupplers der Stainz entspricht. Der auslösende Faktor für den Umbau war für mich das von Herrn Danowski angebotene Gehäuse als Alternative für die Stainz. Das Gehäuse wurde damals von Henke vervielfältigt.
Zum Vorbild: Bei der Eröffnung der ersten Teilstrecke von Putbus nach Binz wurden 6 leichte B-Kuppler von Vulcan nach dem Lenz-Typenplan „n“ sowie zwei weitere etwas stärkere Maschinen nach dem Lenz-Typenplan „m“ beschafft. Charakteristisch war das im Bereich über der Brüstung schmaler gehaltene Führerhaus, welches den Zweck verfolgte, dass sich das Lokpersonal zur Streckenbeobachtung ohne Gefährdung hinauslehnen konnte. Für die Wasseraufnahme war ein Elevator und Anschlußstutzen für die Dampfzuleitung der Pulsometer vorhanden. Der Kohlevorrat befand sich in den Kästen vor dem Führerhaus. Mit der Beschaffung der größeren Mallet-Maschinen verschwanden die B-Kuppler Zug um Zug von der Bäderstrecke. Zuletzt blieben den kleinen B-Kupplern noch die Zugdienste zwischen Fährhof und Altenkirchen. Unsere Lok 99 4602 wurde 1896 gebaut und 1964 außer Dienst gestellt.
Bildauszüge aus "Das große Buch der Rügenschen Kleinbahn" von W. Bauchspies K. Jünemann und K. Kieper und "Auf schmaler Spur nach Norden" von Günter Meyer
Das Modell: Nach einigen Überlegungen stand fest, dass sich der Rügener B-Kuppler mit Hilfe dieses Gehäuses aufbauen ließ.
Schwerpunkte des Umbaus waren: - Verbreiterung des Führerhauses und der Kohlekästen, neue Kohlekastenklappen - Pfeife am Führerhausdach und Führerhausbelüftungsklappe - Umbau der Steuerung auf einschienige Kreuzkopfführung - Umbau des Kreuzkopfs - Umbau auf schrägliegende Dampfzylinder - Umbau des Sandbehälters auf eine zylindrische Form, sowie Verkleinerung des Volumens - Einbau eines Umlaufblechs am Triebwerk - Verlängerung des Rahmens im Bereich unter dem Führerhaus - Neue Führerhausaufstiegstritte - Pulsometereinrichtung, Wassereinfüllstutzen am Rahmen - Verkleidung der Dampfeinströhmrohre mit den charakteristischen Blechen - Anbau der Schienenräumern aus Winkelprofilen - Neue Balancierkupplung, wie typisch auf der RüKB (erwähnen muss ich, dass ich eher Wert auf Authentizität und weniger auf betriebsbahnerische Eigenschaften lege. - Diverse Kesselanbauteile, wie z.B. Dampfentnahmeventile mit Stellstange, neue Ackermann-Dampfüberdruckventile, Kesselspeiseventile usw. - Generator, elektrische Leitungen, Steckdosen, Lampenhalter - Neue Rauchkammertüre - Stehkesselamaturen ergänzt
Weitere Arbeiten waren: - Erstellung eines Ätzfilms für das Umlaufblech, Verkleidung der Dampfeinströhmrohre, diverse Klappen und Scharniernachbildungen - Ätzfilm für die Lokomotivschilder, Herstellerschilder - Film für die Herstellung von Aufreibern für die Beschriftungen - Vernickelung der Radreifen
So wurde aus dem anfangs kleinen Umbauprojekt doch eine größere Arbeit, aber schlussendlich hat es eine Menge Spaß gemacht und der Weg ist das Ziel! Für den Umbau kamen einige Messinggußteile aus dem Programm von Henke sowie Teile aus meinem eigenen Programm zum Einsatz. Die Radreifen wurden zunächst von der Schwarzvernickelung befreit, poliert und anschließend mit einem galvanischen Nickelbad glanzvernickelt. An dieser Stelle Muss ich jedoch erwähnen, dass der Umgang mit der Chemie gesundheitsschädlich ist und auch die Entsorgung verbrauchter Nickelbäder bedacht werden muss. Mit den nachfolgenden Bildern möchte ich den Umbau vor der Lackierung zeigen, um die angesetzten Teile besser hervorheben zu können. Die Bildqualität ist nicht besonders, man bedenke, dass die Bilder in der Anfangszeit der digitalen Fotografie gemacht wurden. Sicher ist der Umbau nur ein Kompromiss, unter diesem Aspekt bitte ich Euch dieses Modell zu betrachten. Herausgekommen ist aus meiner Sicht eine kleine Lokomotive, welche sich optisch wohltuend aus der Masse der Magic-Trainer abhebt. Die Lackierung, Beschilderung und Beschriftung stelle ich im zweiten Teil vor.
Thomas Spieth
PS: Falls es Euch gefällt kann ich Euch noch weitere Projekte vorstellen, die im Lauf meines Eisenbahnschaffens entstanden sind.
ZitatPS: Falls es Euch gefällt kann ich Euch noch weitere Projekte vorstellen, die im Lauf meines Eisenbahnschaffens entstanden sind.
Wenn es nicht all zu viele Umstände macht, in der Form, immer gerne (gerne auch "einfacher")! Das Nachmachen könnte hier schwierig werden aber das Betrachten ist schon eine Freude. Der Aufwand der hier betrieben wurde ist wirklich beachtlich und das Ergebnis dementsprechend beeindruckend.
bitte in jedem Falle mehr von Deinen Bauberichten. Das ist schon eine sehr gute Inspiration zum Pimpen der Magic Train Dampfer. Ich habe noch einige Führerstandsgehäuse von Bernd Danowski in meiner Bastelkiste, die auf eine spätere Verwendung hoffen. Schön sind die Bilder vor dem Lackieren. Da sieht man wenigstens, wie es gemacht wird. Wo kann ich denn sehen, welche Teile von Dir eventuell bezogen werden können?
Gruß Klaus
Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber die zweite Maus bekommt den Käse!
Hallo Thomas, Du hast ein ganz tolles Modell auf die Räder gestellt! Ich bin auch gespannt auf weitere Bauberichte. Es ist immer wieder schön zu sehen, was aus den MT-Fahrzeugen machbar ist! Viele Grüße aus NZ Manfred
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beeindruckerndes Ergebnis eines arbeitsintensiven Umbaus! Das ist schon sehr anspruchsvoller Modellbau.
Als Amateur (mal wieder) blöd gefragt: Was hat dir an den Magic Train Rädern nicht gefallen bzw. wozu hast du die vernickelt? So von der Funktion her fand ich das Original bis dato nicht schlecht: Die Dinger haben sich gedreht und Strom übertragen. Was können die vernickelten besser?
Viele Güße aus Südhessen
Alexander
Und ja: Auch ich wünsche mir noch mehr (Um)Bauberichte von dir!
@ Alexander, das Vernickeln der Räder hat nicht unbedingt funktionale Gründe, vielmehr ist es die wesentlich bessere Optik. Immerhin ist bei Dampflokomotiven im Betrieb die Lauffläche des Radreifens sowie der Spurkranz blitzeblank gerieben. Im lackierten Zustand eines überwiegend schwarzen Modells!! kommt das als Kontrast einfach gut rüber. Die Bilder des lackierten Modells verdeutlichen das. Der 2. Grund ist der eines in der Höhe reduzierten und neu profilierten Spurkranzes. Zum Spannen des Radsatzes habe ich so weit ich das noch im Gedächtnis habe eine einfache Haltevorrichtung gedreht. Zur Profilierung lässt sich ein Spurkranzdrehstahl für RP25 Radsätze verwenden. Einfacher noch geht es mit Augenmaß und einer Schlichtfeile.
@ Manfred Teile für den Umbau, insbesondere Ätzteile, habe ich für dieses Modell leider nichtmehr, das ist zu lange her - sorry
Dein Umbau ist allererste Sahne! Mit das Beste, was ich bisher auf MT-Basis gesehen habe! In den vergangenen Monaten habe ich auch mit dem Gedanken an 0e gespielt. Es sollte eine ehemalige Lenz-Bahn in Vorpommern werden mit Loks auf Basis MT und den Umbau-Teilesätzen von Uwe Ehlebracht. Du hast gezeigt, was man auch ohne Umbausätze machen kann - wenn man kann! Das ist leider eine Liga, in der ich nicht mitspielen kann.
ZitatIn den vergangenen Monaten habe ich auch mit dem Gedanken an 0e gespielt.
Wenn Platz, Zeit und Geld da sind, solltest du dich trotzdem mal dran probieren (vielleicht fällt dir ja eine brauchbare MT-Basis vor die Füße), sage ich einfach mal. Man muss ja nicht immer gleich die Besten als den persönlichen Maßstab nehmen und mit irgendwas muss man mal Anfangen, um ein gewisses Niveau zu erreichen.
Zitat von rofra im Beitrag #9Man muss ja nicht immer gleich die Besten als den persönlichen Maßstab nehmen und mit irgendwas muss man mal Anfangen
Ja genau. Ich werde mit absoluter Sicherheit nie das hier (und anderswo in diesem Forum) gezeigte Niveau des Fahrzeugbaus auch nur ansatzweise erreichen können. Und so sehr ich diese Meisterwerke auch bewundere, das ist nicht mein persönlicher Anspruch. Mir reicht es, wenn mein Modell entfernt so ähnlich aussieht, als ob es das irgendwann irgendwo mal gegeben haben könnte. Gerade bei Schmalspur gibt es so unzählig viele Um- und Eigenbauten beim Vorbild, dass es schwer wird, irgendwas als "völlig unmöglich" einzustufen. Man muss Modellbahn ja nicht zwingend als "Hochleistungssport" betreiben. "Breitensport" kann auch viel Spaß machen. Trotz meiner begrenzten Fähigkeiten bereitet mir das Ganze sehr viel Vergnügen. So viel, dass ich darüber sogar den Anlagenbau vernachlässige, obwohl ich eigentlich auch sehr gerne fahre...
Du kennst meine Hochachtung zu Dir und Deinem Modellbau. Das Modell kenne ich schon seit vielen Jahren, ich glaube Du hast es 2003 in Freiberg bei einem Treffen der ArGe-S das erste Mal dabei gehabt. Es ist das Modelle, das für mich ein Klassiker der MT Umbauten und Inspiration für viele meiner Modelle ist. Um es einmal so auszudrücken, es ist der perfekteste und beste Umbau einer MagicTrain Lokomotive. Ich kenne kein vergleichbares Modell.
Der Einzige Punkt, den wir schon vor Jahren bei den Werkstatt-Treffen angesprochen haben, ist die Steuerung. Dies bitte nicht als Kritik verstehen, es soll nur zeigen, daß auch die allerbesten Modelle von Spezialisten noch verfeinert werden könnten. Wendelin Niehnus und Karl Heinz Riefer zeigen mit ihren Konstruktionen der funktionierenden Allan Steuerung für die sä. K1 und die Minex Dampflokomotive, daß so etwas machbar ist. Der Aufwand der dahinter steht ist dann noch einmal ein besonderes Kapitel.
Lieber Thomas, danke für das Zeigen hier im Schmalspur Treff. Das treibt dem engagierten Modellbauer immer wieder zu neuen Werken an.
stimmt! Die Steuerung kann man heute anders und besser machen. Ich würde heute vor's CAD sitzen und zeichnen, oder eben auf Teile von Markus Klünder zurückgreifen. Ein fertiges Modell zu zerpflücken ist jedoch nicht das Ziel. Ein gutes Beispiel für eine schöne kleine Lok wäre z.B. die I-K von Wendelin Niehnus, die ich mit Steuerungsteilen von Markus Klünder verfeinert habe. Vielleicht stelle ich diese hier mal ein, da auch diese Lok aus vielen verschiedenen Komponenten entstanden ist.