Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 476 mal aufgerufen
 Gebäudebau
Günni Offline




Beiträge: 485

04.11.2021 13:20
Holzgebäude Antworten

Im Artikel über Bretter altern hatte ich ja schon mal kurz das folgende Gebäude gezeigt. Hier jetzt der Baubericht.
Da das Ganze für ein Mini Bergwerks-Betriebsdiorama in Baugröße 09 bestimmt ist, habe ich es einem dieser amerikanischen Holzgebäude nachempfunden, die so schräg runterlaufen und mit dem Rücken an der Felswand stehen. Die Dinger sind im Original meist recht groß, ich hab's für meine Zwecke stark vereinfacht.

Das eigentliche Gebäude hat einen Kern aus Architekturpappe. Das ist dieses Zeug aus zweimal Karton mit 'ner Schaumstoffschicht dazwischen aus dem die Architekten gern ihre Modelle basteln. Das gibt's in verschiedenen Dicken im gut sortierten Papeterie- bzw. Kunstzubehörhandel und ist außer zum Gebäudebau auch für alles Mögliche Andere sehr gut geeignet. Meins ist 3 mm, das gibt an den Gebäudeecken schöne stabile Klebflächen. Es lässt sich prima mit Weißleim verkleben.
Als nächstes kam ein dunkelbrauner Anstrich, der verhindert, dass die weiße Pappe später durch die Bretterfugen schimmert.



Beplankt wurde mit gealterten Kaffeerührstäbchen, meinen Lieblingsbrettern. Die sind etwa 4 mm breit, das sind in 1:45 180 mm, also eine gute normale Bretterbreite. Wenn ich irgendwo in einer Bäckerei oder bei McDonalds mal einen Kaffee trinke und mir was zum Umrühren aus dem freundlicherweise bereitgetellten Vorrat nehme, habe ich plötzlich immer so einen total grobmotorischen Griff und grabsche immer gleich mehrere. Da ich sie nun schon mal angefasst habe, kann ich sie ja aus hygienischen Gründen nicht wieder zurückstellen, also muss ich sie mit nach Hause nehmen. Ist mir ja jedesmal soooo peinlich .

Im Internet hab ich gesehen, dass man bei diesen Gebäuden gern einen Wassertank auf dem Dach hat. Musste meins natürlich auch haben. Die passende Größe hatte ein Brausetablettenröhrchen, dem das untere Ende amputiert wurde.



Da ich mir vorher einen großen Vorrat gealterter Bretter angefertigt hatte, konnte ich jetzt getreu Herrn Geheimrat Goethes Spruch "greift nur hinein ins volle Menschenleben" aus dieser Quelle schöpfen.
Die Bretter habe ich mit Uhu angeglebt, das verbindet ganz gut Kunststoff (vorher grob angeschliffen) und Holz.



Für's Dach habe ich mir einen flachen Kegel aus dünner Pappe geklebt, den mit Sekundenkleber gehärtet und den überlappenden Stoß flach geschliffen. Der Einlauf für's Füllrohr ist auch ein Stück Pappe, mit ein paar eingepiekten Verschraubungen. Danach mit Farbe und Kreide gealtert.



Das Gestell sind Kaminstreichhölzer und Furnierholzstreifen. Kafferührstäbchen wären hier zu dick. Die Verbindungsbolzen der Holzteile sind eingebohrte Drahtstücke. Sieht schon aus geringer Entfernung glaubhaft aus. Solche Kleinigkeiten werden leicht vergessen. Man sieht sie beim Betrachten nicht bewusst aber wenn sie da sind, weiß man nicht warum aber man empfindet das Modell als "richtig".



Holztanks müssen gegen den Wasserdruck mit Spannringen gesichert werden damit dieser die Bretter nicht nach außen wegdrückt. Ja, ich weiß, nach unten hin sollen die schmalere Abstände haben, weil da der Wasserdruck zunimmt. Haben wir alle mal in Physik gelernt, jedenfalls diejenigen, für die Physik nicht das eklige Fach war. Ich habe darauf verzichtet, weil es nur drei Ringe sind und ein vierter hätte bei dem kleinen Tank (nur ca. 3 cm Durchmesser) zu gedrängt ausgesehen.
Die Ringe sind aus 0,3 mm Kunststoff geschnitten. Am Ende hab ich jeweils einen kleines Stück rechtwinklig als Spannflansch mit Sekundenkleber angeklebt. War wahnsinnig fummlig, aber mit Pinzette, Lupe und etwa 17 nicht jugendfreien Flüchen waren sie nach dem jeweils dritten bis vierten Versuch endlich dran. Die Spannschraube ist wieder Draht.
Tja, und hier hab ich dann auch gleich einen Fehler gemacht. Die Spannverbindungen von solchen Ringen dürfen nicht übereinander liegen, sondern müssen horizontal versetzt sein, sonst würde das Brett unter den Verspannungen nicht gesichert. Nun ist's zu spät, alles ist verklebt, eine Korrektur käme einer Teilzerstörung gleich und ich müsste das ganze Gefummele noch mal von vorne anfangen. Vielleicht fällt's ja auch niemandem auf.

So ein Tank auf dem Dach muss ja auch irgendwie mal befüllt werden. Dafür braucht man so eine sinnreiche Apparatur wie beispielsweise eine Pumpe. In meinem Fall hab ich eine Kreiselpumpe genommen (war leichter zu bauen, ich bin ja schliesslich stinkfaul).



Das Pumpengehäuse ist ein Metallknopf den die Modemarke "Redgreen" bei ihren Kleidungsstücken am Preisschild hängen hat. Meine Frau hatte da etliches erworben und so habe ich jetzt einen Vorrat für weitere Pumpen (oder was auch immer). In den Knopf ist der Markenname eingraviert, der auch nach dem Altern noch zu sehen ist. OK, das Gerät kommt jetzt eben von der "Redgreen Waterpumps Co." in Minnesota. Bei Freelance Basteleien darf man nie um 'ne Ausrede verlegen sein.
Der Motor ist ein Stück von einer Filzschreiberminenkappe. Die hatte genau die passenden Kühlrippen. Der hintere (Kollektor-) Teil ist ein Gnubbel, den ich in der Grabbelkiste hatte. Oben drauf kam noch ein Stück Kunststoff als Stromanschluss.





Ist hier noch nicht fertig gealtert. Das Absperrvetil wurde aus 2 mm Kunststoff geschnitzt, das Handrad ist Grabbelkiste. Die Rohre sind 3 mm dicker isolierter Kupferdraht, die Elektriker nehmen sowas für fest verlegte Leitungen. Hat den Vorteil, dass man Rohrbögen leicht biegen kann. Zu den Flanschen kommen wir jetzt.

Diese habe ich zuerst auf dem Computer gezeichnet (für Irgendwas muss die Berufserfahrung doch gut sein), ausgedruckt und auf ein Stück 0,5 mm Kunststoffplatte geklebt. Solche Verklebungen kann man zweckmäßigerweise mit Pritt-Stift (oder einem Produkt der Mitbewerber, wir machen ja hier keine Schleichwerbung) vornehmen. Das hat den Vorteil, dass man das Papier hinterher einfach mit warmen Wasser wieder ablösen kann.



Dann wurden in der Mitte 3 mm Löcher (für das Rohr) und außenrum 0,3 mm Löcher (für Drahtstücke als Flanschverschraubung) gebohrt.
Irgendwann hatte ich mal eine kleine Drahtschere geschenkt bekommen. Die war genau richtig, um die einzelnen Flansche (8 Stück) auszuschneiden. In die kleinen Löcher kamen Drahtstücke, dann wurden die Flansche auf die Rohre geschoben und verklebt.



Und das ist die komplette Installation für den Tank. Ist bei der Nahaufnahme leider nicht durchgehend scharf geworden, aber ich denke, man kann's trotzdem erkennen. Die beiden Schellen am Hauptrohr haben mich wieder den kompletten Inhalt des Buches "Flüche für jede Gelegenheit" gekostet. Das spielt sich im 3 mm Größenbereich ab und ich habe doch so dicke Finger. Die Schelle ist aus einem 0,3 mm Kunststoffstreifen. Über den Fingernagel gezogen wurde vorgerundet und dann um den Draht geklebt. Das eigentlich Fummelige waren die kleinen Flansche links und rechts aus vorgebohrten und mit Drahtstück als Schraube versehenenen 0,5 mm Kunststoffstücken. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube ich habe bei jeder Schelle mindestens 5 -6 Versuche gebraucht bis die Drecksdinger endlich rechtwinklig geklebt haben und nicht wieder runtergefallen sind. Gaaaanz ruhig bleiben, niiiicht hektisch werden ....
Das abgewinkelte Rohrstück kommt später als Auslauf unter den Tank.


So, nun seid Ihr ja schon ungeduldig und wollt endlich das Endergebnis sehen.
Also:

Die Front



Linke Seite



Rechte Seite



Auf der rechten Seite führt eine Außentreppe ins Obergeschoss. Erklärung: innen ist zu wenig Platz für 'ne Treppe. Ist natürlich Quatsch, so sieht die ansonsten kahle Hauswand viel dekorativer aus. Die Stufen sind wieder Kaffeerührstäbchen. Ich habe zuerst die Wangen gemacht, auf einer die Stufenabstände dünn mit Bleistift angezeichnet, dann die Stufen vorsichtig aufgeklebt, antrocknen lassen und zum Schluss die Gegenwange angeleimt. Die obere Plattform wird wieder von Kaminstreichhölzern gestützt, das Geländer besteht aus dünnem Furnierholz.
Die Türen sind aus Pappe mit aufgeklebten Holzstreifen. Die Fenster sind auch aus Holzstreifen mit klarem Kunststoff dahinter. Damit die nicht so frisch geputzt aussehen haben sie einen unregelmässigen Anstrich mit stark verdünntem farblosen Mattlack bekommen. Auch die eine oder andere Scheibe ist vermittels scharfem Messer zu Bruch gegangen.
Die Wellblechdeckung des Daches besteht aus Bastelwellpappe. Die gibt es in großen Bögen im Kunstbedarf oder in Hobbyshops ("Frauenbastelladen"). Glüchlicherweise auch in einem für unsere Zwecke gut geeignetem grau. Die Teilung der Wellen ist zufällig maßstäblich genau richtig für Baugrößr 0. Auf der Rückseite ist ein Papier gegengeleimt. Wenn man das ein bisschen anfeuchtet und kurz wartet, kann man es leicht abziehen und hat sein Wellblech. Passend zugeschnitten kann man jetzt sein Dach decken. Achtung: vor dem Zuschnitt ist ein bisschen Rechnen angesagt. Die einzelnen Tafeln sollen mit einem Tal enden und müssen in der Länge midestens eine Welle überlappen. Da muss man gut planen um mit der Dachlänge hinzukommen. Das Beste wäre vielleicht, das vor dem Bau des Gebäudes zu planen und dann die Dachlänge entsprechend zu wählen. Natürlich (!) hab ich das nicht gemacht und musste daher hinterher fürchterlich fummeln.
Oben kommt ein Firstblech aus abgeknicktem Papier, an den Durchdringungen der Gaube und der Tankfüße darf man natürlich auch die Abdeckbleche nicht vergessen, ebenfalls aus Papier.
Auf dem letzten Bild kann man das ganz gut erkennen. Nachdem das Dach gedeckt und gealtert war, sah es eigenlich schon ganz gut aus. Wie aber schon bei den Tankstützen gesagt: die realistische Wirkung liegt im Detail. Also habe ich mich nach längerem Überlegen dazu entschlossen, auch die Verschraubung der Wellbleche darzustellen. Wichtig: verschraubt wird immer auf dem Berg der Welle (würde man's im Tal machen, liefe da das Regenwasser rein) und auf der Überlappung von zwei Blechen. Ich habe mir eine dicke Nadel geschnappt und zuerst jede Verschraubung bis in die darunterliegendr Pappe vorgestochen. Dann habe ich mir einen Vorrat an ca. 1,5 cm langen Drahtstückchen geschnitten. Auf ein Stück Kunststoffrest kam ein dicker Tropfen Sekundenkleber und dann habe ich mit einer Pinzette ein Drahtstück genommen, ein Ende in den Sekundenkleber getunkt und ins vorgestochene Loch gesteckt. Und so immer weiter bis das Dach fertig war.
Nachdem alle drin waren, standen die Enden natürlich noch nach oben raus. Die schon vorhin erwähnte Drahtschere hatte zufällig Klingen in der passenden Dicke. Flach auf das Dach gelegt konnte ich die Drähte gleichmäßig auf die passende Länge kürzen. Hat nur ungefähr 'ne halbe Stunde gedauert, naja, es waren ja auch nur 56 Stück.
Wenn man genau hinsieht, kann man oben am Dach unter dem Wellblech noch die Enden der Dachsparren sehen. Das sind Streichholzstücke, die ich in kleine Aussparungen am Dachrand geklebt habe.
War noch was? Ach ja, der Schornstein im hinteren Dachbereich ist einer dieser dicken Strohhalme von McDonalds. Mit einer Schelle (ähnlich wie die an der Rohrleitung) wurde er mit Draht am Dach verspannt.



Hier haben wir auf der linken Seite des Gebäudes nochmal die weiter oben gebaute Wasserversorgung etwas größer. Die Pumpe hat jetzt auch ihren Stromanschluss und einen Schalter an der Wand bekommen.



Und zum Schluss noch mal der obere Einlauf in den Tank. Die Rohre sind mittlerweile etwas angerostet. Wenn man genau hinsieht, kann man im Stützgestell das unter dem Tank in die Dachgaube laufende Ablaufrohr erkennen.

Das ganze Gebäude ist auf einer 3 mm dicken Sperrholzplatte aufgebaut in die in der Mitte zwei Muttern eingeklebt wurden. So kann ich das später auf der Anlage einfach festschrauben.
Im Inneren gibt es eine bewusst etwas schummerig gehaltene Beleuchtung. Ich habe auch schon eine Lampe für außen, die werde ich aber erst beim Einbau anbringen, sonst könnte sie zu leicht abbrechen.

Vielleicht noch mal zu Info: Das Haus ist vom Boden bis zum Dachfirst 150 mm hoch, bis Oberkante Tank 180 mm. Die Breite der Front beträgt mit Wasserpumpe und Treppe 120 mm.


Ja, das war soweit das Holzgebäude. Es hat insgesamt fast genau 50 (sehr schöne und entspannte) Stunden gebraucht.
Jetzt müsste ich mich halt nur noch mal aufraffen und die Squarefoot Mine fertigbauen. Naja, ich bin ja noch jung .....

Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


rofra Offline




Beiträge: 1.166

04.11.2021 13:26
#2 RE: Holzgebäude Antworten

Diese Pumpe... sehr faszinierend!

~ from prussia with love ~


 Sprung  
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz