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Dieses Thema hat 4 Antworten
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Thomas Spieth Offline




Beiträge: 35

22.04.2023 21:01
Eine Österreicherin beim Öchsle Antworten

Eine Österreicherin beim Öchsle

1. Geschichte
Zur Wiedereröffnung der Museumsbahn Ochsenhausen – Warthausen im Jahr 1996 verschlug es einen österreichischen Schmalspurdiesel zum Öchsle, um den Fahrbetrieb zusammen mit dem D-Kuppler 99 4010 der MaLoWa Bahnwerkstatt GmbH aus dem Mansfelder Land organisierten zu können, da Originalfahrzeuge zum damaligen Zeitpunkt nicht betriebsbereit waren. Der robuste Dampflok D-Kuppler hat ein Erscheinungsbild, welches in etwa an das Öchsle Original, die VI-K erinnert. Der Schmalspur Gepäcktriebwagen der Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) vom Ursprungstyp 2041/s, jetzt ÖBB 2091.12 wurde vom Öchsle angekauft, um den Fahrbetrieb mit leichten Anhängelasten, wie z.B. ein Zug mit den leichten Haubendachwagen plus Gepäckwagen ziehen zu können. Weiter wurde das Fahrzeug für die erforderlichen Unterhaltsaufgaben für die Instandhaltung der Strecke wie z.B. das jährliche Freischneiden des Lichtraumprofils und viele andere Aufgaben benötigt. Der Fahrzeugtyp wurde in der Zeitspanne von 1936 bis 1940 gebaut. Das Fahrzeug hat eine Achsfolge 1’Bo1’ mit 2 Laufachsen Bauart Bissel, einen Gesamtradstand von 6.200 mm, eine Länge über Puffer von 10.800 mm und eine Dienstmasse von 22 – 23,2 Tonnen je nach Ausstattung. Das Fahrzeug hatte einen dieselelektrischen Antrieb mit einem 8-Zylinder Dieselmotor der auf zwei Gleichstromtatzlagermotoren eine Traktionsleistung von 175 PS abgab. Das Fahrzeug hatte ursprünglich eine Saugluft Zug- und Lokbremse, welche nach dem Ankauf auf die Erfordernisse der Öchsle-Bahn mit einem zusätzlichen Pressluft-Bremssystem ausgerüstet wurde. Die Diesellok hatte eine elektrisch betriebene Dampfheizung, welche mit einem Dampfkessel im Führerhaus betrieben werden konnte. Sofern dieses System ausgebaut war musste die Zugheizung mittels Webasto-Zugheizungen betrieben werden.
Die Diesellok hatte einen Anstrich in dem typischen Blutorange, ein Fahrwerksanstrich in Umbragrau und ein Dach in der Farbe Weissaluminium.
Im Fahrbetrieb stellte sich schnell heraus, dass der Gepäcktriebwagen bei vollen Zügen und großen Anhängelasten an den größten Steigungen (Wennedach) an die Grenzen kam.
2001 wurde das Fahrzeug schließlich an die Döllnitzbahn verkauft wo der Gepäcktriebwagen unter der Nummer 199 031 mit neuer Lackierung erfolgreich bis heute im Einsatz ist.



2. Die 2091 im Einsatz Anmerkung: Die Bilder sind teilweise nicht besonders gut, ich bitte das zu entschuldigen
2.1 Das Original bei der Wiedereröffnung des Öchsle 1996 im Einsatz






2.2 Die 137 343 beim Öchsle 1999 im Bauzugdienst




2.3 ARGE Schmalspur Expo 1999 auf der Waldviertelbahn in Gmünd
(die rot/beige-farbige 2091.03 des Club 760)







2.4 Ein Besuch bei der Ybstalbahn 2004 anlässlich der ARGE Schmalspur Expo
(Eine „halbe“ 2091 ergibt eine 219001)







3. Das Modell von Wiener Modellbau Kröß













Wie bereits erwähnt ist das Modell an sich durchdacht und relativ einfach zu bauen, wären da nicht ein paar gravierende Nachteile. Das Gehäuse ist in Blutorange vorlackiert. Schon bei der ersten Begutachtung ist mir die klebrige Oberfläche der Lackierung aufgefallen, die auch nach Wochen nicht besser wurde. Des Weiteren ist das Gehäuse relativ lieblos hergestellt. Die Gravur ist z.B. an den Zuluftlamellen zu flach und es fehlen viele charakteristische Details, wie Nieten-/Schraubenbänder, die eigentlich das Salz in der Suppe sind. Die Weissmetallteile sind zeittypisch ok, anzumerken ist jedoch, dass Weissmetall z.B. für Bremsschläuche aufgrund der Bruchgefahr eigentlich nicht geeignet ist. Drittens ist der Führerstand nur optional zu haben und kostet ein ordentliches Sümmchen mehr. Das Ergebnis ist jedoch sehr sehenswert und lohnt in jedem Fall.

Also war Einiges an Zusatzarbeit notwendig:
- Originalfarbe des Gehäuses abgebeizt (Vorsicht Kunststoffgehäuse!!)
- Erzeugung mehr Plastizität durch aufgesetzte Blechstreifen an den Luftlamellen
- durchbrochener Kühler mit dahinter liegender feinmaschiger Gaze
- Anbringung von Hebeösen an den Gehäuseteilen
- Darstellung der Schiebetüren mittels Schiebestangen und Blechhauben
- Aufbringen von Nietenbändern an den Gehäuseteilen für mehr Plastizität
- Verblechung der Öffnungen an den Handläufen der Frontschürze (analog Öchsle)
- Anbringen neuer Bremsschläuche aus Messingguß
- Anbringen neuer Kupplungsköpfe (analog Öchsle)
- Anbringen von Sandstreurohren
- Anbringen neuer Handläufe am Umlauf (analog Öchsle)
- Neulackierung mit Weinert Farben
- Darstellung von Schraubenköpfen an den Blechteilen auf dem Dach (gezeichnet), gleichzeitig Alterung des Dachs
- Inneneinrichtung einschließlich Fahrerfigur eingebaut, Lackierung mit dezenten Alterungsspuren
- Zeichnung der Beschriftung am CAD, Herstellung bei Simrock https://www.schmale-spuren.com/about/
- Einbau eines einfachen ESU Lokpilot https://www.esu.eu/startseite/

Insgesamt hat dieses Projekt nach anfänglicher Skepsis doch Spaß gemacht. Unnötig war der "Spaß" mit dem Abbeizen der Gehäusefarbe. Der Hersteller hätte sich diesen „Komfort“ für den Käufer sparen können. Herausgekommen ist jedoch ein durchaus sehenswertes Modell und eine Bereicherung meiner Sammlung.

Thomas Spieth


rofra Offline




Beiträge: 1.176

23.04.2023 06:13
#2 RE: Eine Österreicherin beim Öchsle Antworten

Zitat
[...]anzumerken ist jedoch, dass Weissmetall z.B. für Bremsschläuche aufgrund der Bruchgefahr eigentlich nicht geeignet ist.



Finde ich interessant, ich habe einen WMK Magic Train Umbau hier, der Gummibremsleitungen inkl. Kupplung hat (d. H. die sind im Wagen einsteckbar), was ich tatsächlich für ein Knallerfeature halte.

Seis drum, das dritte mal in Folge, großartigster Modellbau, wenn auch aus eher seltsamen Gefilden (BaWü)!

~ from prussia with love ~

der franke, der robert


Wolfgang Bayer Offline



Beiträge: 37

23.04.2023 14:06
#3 RE: Eine Österreicherin beim Öchsle Antworten

Hallo Thomas,

meine Frage, wie ist das Fahrwerk der Lok aufgebaut? Ich habe mich mal mit der Überlegung, diese Lok zu bauen, beschäftigt. Bei vorbildgerechter Umsetzung des Fahrwerks ergeben sich durch die angetriebenen Achsen bei noch üblichen engen Radien extreme Auslenkungen an der Stirn und damit an den Kupplungen. Diese können m.E. auch durch die beim Vorbild vorhandene große Seitenverschieblichkeit der Kupplungen nicht ausgegleichen werden. LGB hat z.B. deshalb die Achsanordnung geädert und Drehgestelle eingebaut, was bei dem unterschiedlichen Raddurchmesser der angetriebenen und der Laufachsen meines Erachtens auch problematisch ist. Obwohl ich über gute Unterlagen zu dieser Lok verfüge, habe ich mich damals von der Idee, diese Lok zu bauen, verabschiedet.

Wolfgang Bayer


Thomas Spieth Offline




Beiträge: 35

23.04.2023 16:55
#4 RE: Eine Österreicherin beim Öchsle Antworten

Hallo Wolfgang,

der Hersteller hat hier auf zwei Industrie-Drehgestelle zurückgegriffen, die ins Chassis eingebaut sind. Der Drehzapfen liegt jeweils in der Mitte der Drehgestelle. Was es für Drehgestelle sind kann ich der Bauanleitung leider nicht entnehmen. Die Drehgestelle selbst enthalten auch keinen Hinweis (z.B. auf der Abdeckplatte). Der Motor ist mittig im Rahmen der Drehgestelle untergebracht und daher relativ klein. Er treibt die Achsen über zwei Schnecken direkt auf das Zahnrad des Radsatzes an. Es ist natürlich ein Kompromiss gegenüber einer Konstruktion mit den Laufachsen nach Bissel, aber optisch super, und für das Durchfahren der Radien effektiv gelöst. Peco-Weichen sind für mich die ultimative Schmerzgrenze. Die werden gerade so durchfahren, ohne dass man noch etwas Platz schafft, damit die Fahrgestelle noch etwas weiter ausschwenken können.

Gratulation, Du hast den richtigen "Riecher" gehabt

Grüße aus Leinfelden-Echterdingen
Thomas


Wolfgang Bayer Offline



Beiträge: 37

23.04.2023 23:58
#5 RE: Eine Österreicherin beim Öchsle Antworten

Hallo Thomas,

danke! Das Problem ob ein Fahrwerk für die konkreten Bedingungen einer Modellbahn geignet ist, wird leider oft vernachlässigt. Dabei sind nicht nur die Radien sondern auch die Ausrundungen bei Neigungswechseln oft kritisch.

Wolfgang


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