Hier eine Bezugsquelle für die Schweiz: https://www.sinwel.ch/detail/ISBN-978396...-Bottwartalbahn für Franken 61.- . Bei diesem doch enormen Preisunterschied empfehlt es sich das Buch in Deutschland zu bestellen und in die Schweiz senden zu lassen.
Hier ein interessanter Link zum Thema der Schmalspurbahn in Baden-Württemberg mit einer Spurweite von 750 Millimeter: http://www.bottwartalbahn.de/
das Buch ist heute bei mir eingetroffen. Jetzt muß ich erst einmal ein paar Stunden darin schmökern und lesen. Auf jeden Fall werde in den nächsten Tagen dann eine ausführliche Rezension hier einstellen. Auf den ersten Blick: sehr viele Fotos, viel Text und Informationen.
Unvergessene Bottwartalbahn Die Schmalspurbahn Marbach-Beilstein-Heilbronn
Wolfram Berner und Hansjoachim Knupfer
GeraMond GmbH, 2022 ISBN 978-3-96453-295-4
Vor wenigen Tagen konnte ich das lange bestellte Buch bei meinem Buchhändler abholen. Es entspricht in der Aufmachung den anderen VGB Büchern zur Bahn- und Zeitgeschichte. Im A4 Format verspricht es mit 255 Seiten reichlich Informationen und Kurzweile beim Lesen.
Bevor ich zum Inhalt komme möchte ich etwas beschreiben, was mit der Arbeit und Leistung der Autoren nichts zu tun hat. Das Buch riecht anders und spürt sich anders an wie meine anderen VGB Bücher. Dies ließ mich sofort vermuten, daß es ein anderes Papier und ein anderer Druck ist. Das Buch zur Plettenberger Kleinbahn ist noch in der Verlagsgruppe Bahn erschienen, die offensichtlich andere Standards bei ihren Produkten anlegte. Das Papier des Bottwartalbuchs ist deutlich rauer und dicker. Die Repros, das Layout und der Druck wurden von anderen Firmen durchgeführt. Das Ergebnis ist im direkten Vergleich deutlich zu erkennen und fällt zu früheren Bücher erkennbar ab. Auf dem rauen Papier werden die Fotos grieseliger. Farbfotos und Reprits haben nicht die gewünschte Brillanz und Strichschärfe, wie man sie von den früheren Büchern kennt. Nur so am Rande bemerkt, das Bottwartalbuch umfaßt 20 Seiten weniger und ist fast 5 mm dicker – soll aber nichts heißen.
Die Autoren Wolfram Berner und Hansjoachim Knupfer sind weit über den Großraum Stuttgart und Württemberg hinaus bekannt, da sie sich in vielfältiger Weise nicht nur um die Historie der Bahnen in Württemberg kümmern. Sie sind auch in vorderster Front initiativ und aktiv, wenn es sich um aktuelle Bahnpolitik und Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken handelt.
Der Einstieg in das Buch ist für alle gedacht, die die Bahn nicht mehr persönlich erlebt haben. Das ist mittlerweile vermutlich die Mehrheit der Eisenbahnfreunde. In einer fiktiven Mitfahrt im Zug fährt man von Marbach am Neckar nach Heilbronn. Der geneigte Leser kann sich so ein Wenig in die gute alte Zeit einlesen.
Im Kapitel zur Chronik der Bottwartalbahn befassen sich die Autoren vom Entstehen bis zum Untergang mit dieser württembergischen Schmalspurbahn. Es ist wohltuend erkennbar, daß sich die Autoren bestens in der Archivarbeit auskennen und so auch teils neue Daten und Bildmaterial hier präsentieren können. In einer von seitherigen Büchern zur Bottwartalbahn nicht bekannten Ausführlichkeit wird dargestellt, welche Interessen die Politik zur jeweiligen Zeit verfolgt hat. Es wird kritisch darauf eingegangen, wir solche Kleinbahnen zum Spielball des politischen Mainstreams und der Wirtschaft werden, sie hatten in der Nachkriegszeit bei der DB eigentlich keine Chance.
Der Hauptteil des Buches befaßt sich mit den einzelnen Stationen und Betriebsanlagen. Einem kurzen Abschnitt in dem die Einbettung der Schmalspurstrecke in die württembergische Eisenbahn und in die Grundsätze der Bauweisen und Normen aufgezeigt werden, folgt die ausführliche Beschreibung aller Einrichtung entlang der Bahn von Bahnkilometer 0,0 bis 37. Hier wird der besondere Ansatz der Autoren deutlich. Sie wollten nicht nur ein Eisenbahn-Bilderbuch erstellen, sondern die Bedeutung der Schmalspurbahn im ländlich geprägten württembergischen Unterland im heimatgeschichtlichen Kontext zeigen. Man kann nur erahnen, welche Zeit aufgewendet wurde, um die Archive der Gemeinden und Städte auf verwertbare Unterlagen zu durchforsten. Jeder einzelne Bahnhof oder Haltepunkt und jeder Gleisanschluß wird im zeitlichen Abriß mit Fotos aus der alten und neuen Zeit dokumentiert. Texte und Reprints von Flurkarten , Fotos alter Fahrkarten, alte Baupläne aber auch Frachtbriefe von Firmen zeigen, hier hat man in den Archiven und bei noch lebenden Eisenbahneren selbst die hinterste Ecke durchleuchtet. Am Schluß des Kapitels werden alle Stations- und Anschlußgleispläne in übersichtlicher weise dargestellt. Fast hätte ich jetzt noch gesagt, daß jeder Schienennagel erfaßt wurde.
Das dritte Kapitel befaßt sich mit den Betriebsmitteln, also Lokomotiven und Wagen der Bottwartalbahn. Ich muß zugeben, daß ich hier jetzt stark befangen bin. Als Modellbahner und Modellbauer hauptsächlich württembergischer Schmalspurfahrzeuge befasse ich mich schon seit mehr als 40 Jahren mit diesen Fahrzeugen. Das läßt den Schluß zu, daß es mir eigentlich nicht recht gemacht werden kann. Deshalb gebe ich an dieser Stelle keine Wertung ab schildere und nur das Dargestellte. Es beginnt mit der Entwicklung der württembergischen Schmalspur von Klose bis Kessler von der Meterspur zur 750 mm Spur. Alle Lokomotiven und Wagen, sowie Spezialwagen werden beschrieben. Teilweise Systemskizzen und Zeichnungen, Reprints aus dem Betriebsmittelbuch der Direktion Stuttgart und Tabellen mit Nummern, Jahreszahlen und Gewichts- und Maßangaben runden das Kapitel ab.
Im letzten Abschnitt werden die letzten verbliebenen Fahrzeuge gezeigt und die Leistung der Bahn während ihrer Betriebszeit dargestellt. Dann wird noch ein Ausblick gegeben, wenn das Herzensanliegen der Autoren, die „Tramtrain Bottwartalbahn“ entstehen könnte.
Wenn ich eine kleine Kriktik anbringe, dann diese: Die Autoren haben zu viel Material gesammelt um alles in einem Buch zusammen zu fassen. Vielleicht wäre das noch besser gelungen, wenn ein paar Fotos weniger abgebildet und dafür ein paar andere in größerem Format gezeigt worden wären. Das ist jedoch mein ganz persönlicher Geschmack, der von der Bauhaus Ideologie der klaren Formen, des Verzichts auf Schnörkel und die Reduktion auf Wichtiges geprägt ist.
Alles in Allem ein rundum gelungenes Buch, in dem das Thema einer Bahnstrecke weiter gefaßt ist, wie nur die Beschreibung der technischen Gegebenheiten und der Fahrzeuge. Die heimatgeschichtliche und politische Einbettung der Bottwartalbahn im württembergischen Unterland läßt auch „Reingschmeckte“ dem Charme dieser leider untergegangenen Bahn verfallen.