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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 739 mal aufgerufen
 1:87 - H0e, H0m, H0f
Günni Offline




Beiträge: 533

03.11.2021 23:14
Kleine Lok Antworten

Und es begab sich zu der Zeit, da ich noch in H0e modellierte. Da ward mir ein Geschenk zuteil, von einem Freunde der mir wohlgesonnen war. Es war dies ein englischer H0e Bausatz der Lokomotive Douglas, welchselbige auf der Talyllin Railway ihre Dienste zu tun pflegte. Da ich jedoch in jenen Zeiten keines neuen Modells bedurfte, begab ich mich also daran, den Bausatz vor sündigen Augen zwischen anderen Modellen zu verbergen. Dortselbst fiel er eines leichten Vergessens anheim. Nachdem der Herr die Zeiten vergehen ließ, es waren ihrer wohl mehr als zwanzig Jahre, kam die Eingebung über mich. Und ich begab mich daran, das Werk mit eigener Hand zu erschaffen, den Menschen zum Wohlgefallen.



OK, soweit erst mal genug mit dem hochtrabenden biblischen Geschwafel (musste ich als alter Agnostiker jetzt irgendwie haben, warum auch immer).
Worum es geht, habt Ihr ja schon erfahren. Es handelt sich um einen englischen Weißmetallbausatz der Lok Douglas von GEM, passend für ein B-Kuppler Dampflokfahrwerk von Arnold in Baugröße N. Ich glaube, Fahrwerk und Bausatz gibt's schon lange nicht mehr.
Nachdem ich die Teile mal provisorisch mit Klebeband zusammengeklebt und auf das Fahrwerk gesetzt hatte, fingen die Probleme an. Zwar ist die Detaillierung für einen englischen Bausatz erstaunlich gut und auch die Befestigung am Fahrwerk ist ganz pfiffig gelöst, aber die Gewichtsverteilung ist katastrophal. Der Motor und vor allem das Führerhaus liegen beide hinter der Hinterachse. Rückwand und Dach des Führerhauses sind aus etwa 1,5 mm Weißmetall, das gibt hinten ordentlich Masse. Beim Nachwiegen ergaben sich knapp 50 g auf der Hinterachse und nur etwa 17 g auf der Vorderachse. Den Regler mal ein bißchen schnell aufgedreht und das Ding macht 'n Wheelie. Von ruhigem Fahrzeuglauf ganz zu schweigen. Ich musste also hinten soviel Gewicht wie möglich loswerden.
Da ich nicht die Talyllin Railway bauen wollte, war sowieso geplant, das Modell zu "kontinentalisieren". Die angelsächsisch abgewinkelte Rückwand sollte sowieso weg, also habe ich Dach und Rückwand aus 0,5 mm Polystyrol neu angefertigt. Das hat schon mal richtig Gewichtsverlust gebracht. Die Seitenwände konnte ich lassen, die sind deutlich dünner gegossen (ca 0,5 mm) und gehen auch nicht bis ganz nach hinten. Beim Vorbild läuft auf Höhe des Führerhausbodens nach vorne ein offener Rahmen um die Lok. Keine Ahnung, wozu der gut sein soll. Den gibt's auch im Modell, sieht da aber ziemlich blöd aus weil er gusstechnisch deutlich zu massiv ausgeführt wurde. Also habe ich ihn mit 0,3 mm Polystyrol abgedeckt und so einen Umlauf erzeugt. Das gab der etwas schmalbrüstigen Lok auch gleich ein etwas kompakteres Aussehen und verdeckt ein bisschen das etwas simple Gestänge des Arnold Fahrwerks. Der Originalbausatz hat keine wirklichen Pufferbohlen also habe ich welche ergänzt. Auch Einfüllklappen an den Wasserkästen und Klappen für die Staukästen seitlich am Führerhaus sowie Einstiegsgriffe waren nicht vorhanden. Die Einstiegsöffnungen habe ich noch mit Türen versehen, so wird der im Führerhaus sichtbare Motor verdeckt. Oben aufs Dach kam noch ein Lüftungsaufsatz.



Für die Kesselausrüstung lagen zwar jeweils eine gegossene Stange für das Dampfventil und die Sandkästen bei, die habe ich aber lieber durch Draht ersetzt. Die Speiseventile habe ich zusammen mit den Speiserohren aus Draht gebogen, als eigentliches Ventil eine kleine Drahtöse drumgelötet und oben eine winzige Kunststoffscheibe als Drehgriff draufgeklebt. Oben auf dem Dampfdom war ein undefinierbarer Gnubbel als Sicherheitsventil angegossen. Da habe ich aus Draht ein schöneres gelötet. Auch die Hebel zur Bedienung der Umsteuerung waren natürlich nicht da, also hab ich welche aus Kunststoff gebaut (auf der Ansicht von rechts zu erkennen).



Auf der rechten Lokseite läuft vom Regler ein geripptes Dampfrohr zum Schieberkasten. Die Verbindung zur linken Seite geht unter dem Kessel durch und ist fast nicht zu sehen. Auf der linken Lokseite sah es dadurch etwas leer aus. Also habe ich beschlossen, dass die Lok eine Druckluftbremse bekommt und hier Kompressor sowie Luftkessel sitzen. Der Kompressor besteht aus einem Stück solierten Kupferdraht mit etwa 3 mm Außendurchmesser. Die Isolierung habe ich mit einem Messer rundum eingeschnitten und die beiden Teile etwas auseinander geschoben. Die bilden den Dampf- und den Kompressorzylinder. Oben kam ein kleines Kunststoffteil als Dampfrohranschluss drauf. Unten gibt's vorn ein kleines isoliertes Drahtstück als Luftfilter, hinten läuft die Rohrleitung zum Kessel. Beide sind einfach in Löcher in der Isolierung eingeklebt. Der Druckluftkessel ist aus der gleichen dicken Isolierung, nur mit einem dünneren Draht als Rohrleitung. Die läuft hinten nach unten und angenommenerweise unter dem Umlauf zum Bremsventil im Führerhaus. Oben gibt es noch die Dampfzuleitung aus dem Führerhaus und die Abdampfleitung in die Rauchkammer.



Die Dampfpfeife war als Messinggussteil im Bausatz dabei, die Lampen hatte ich noch in der Grabbelkiste. Es sind gottseidsank Petroleumlampen, so konnte ich mir den Bau einer Lichtmaschine sparen. Ein paar Luftschläuche für die Pufferbohlen und ein paar Trichterkupplungen von Bemo flogen auch noch rum.
Im Führerhaus gab's aus ein paar Kunststoffteilen eine ganz einfache Andeutung von Kesselarmaturen, bei der Größe kann man da nichts großartig Detaiiliertes machen.



Vorne hab ich im Rahmen jede freie Stelle mit flachgedrückten Lötzinnstücken vollgeklebt. Dadurch habe ich eine Gewichtsverteilung von 25 g auf der Vorderachse und 37 g auf der Hinterachse erreicht. Damit liegt die Lok jetzt stabil auf dem Gleis. Das gute Stück ist über Puffer 63 mm lang, 22 mm breit und 36 mm über SOK hoch. Nach Lackierung und leichter Alterung gab's zum Schluss noch ein paar Scheiben in die Fenster. Fertig.
(Ich hätte allerdings vor dem Fotografieren mal den Staub abpinseln sollen).





Angesichts des schon ziemlich in die Jahre gekommenen Arnold Fahrgestells sind die Laufeigenschaften eigentlich ganz brauchbar. Der Originalmotor, obwohl nur dreipolig, lässt sich mit 'ner Pulsbreitensteuerung erstaunlich gut regeln. Ich fahre analog, bei dem winzigen Ding ist nun wirklich kein Dekoder mehr unterzubringen.
Fazit: obwohl ich schon seit Jahren in Baugrösse 0 arbeite, kann ich's trotz halbblinder Augen und tatteriger Finger tatsächlich auch noch in der halben Größe. Hat mich selbst erstaunt. Jedenfalls ist es ein ganz niedliches Modell geworden und irgendeine Verwendung dafür fällt mir auch noch ein.

Hier noch mal die Größe des guten Stücks.



Und hier die Lok in ihrer natürlichen Umgebung.




Zum Schluss noch das bekannte Chaos.




Günni


Ach ja: ein Foto von der Originallok gibt's hier:

https://www.philt.org.uk/Narrow-Gauge-Ra...llyn/i-xw59n9W/

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


Günni Offline




Beiträge: 533

03.11.2021 23:50
#2 Kleine Diesellok Antworten

Die Dampflok ist übrigens nicht die einzige H0e Lok die ich gebaut habe. Vor ungefähr 29 Jahren (wenn ich mich recht erinnere) hab ich eine kleine Diesellok gebaut.
In einer Mülltonne (!) fand sich eine Henschel B-Kuppler Rangierlok von Minitrix mit durchgebranntem Motor. Die hab ich mir natürlich sofort mit heiserem Aufschrei gegrapscht. Der kaputte Motor flog raus und wurde durch einen Faulhaber 1016 mit Schwungmasse ersetzt. Der Aufbau ist reine Fantasie aus Polystyrolplatten, halt so, dass er auf's Fahrwerk gepasst hat. Der etwas füllige Auspuff vor den Führerhausfenstern verbirgt eine Schraube mit der der Aufbau auf dem Fahrwerk verschraubt wird. An der Stelle war zufällig genau ein Gewinde vorhanden. Der weiße Streifen um die Taille war echte Geduldsarbeit. Ich habe Stück für Stück rundum abgeklebt und ihn dann mit dem Pinsel aufgemalt. Von den N Kupplungen habe ich die Klauen abgesägt und auf die Grundteile Trichterkupplungen von Bemo draufgeklebt. Somit ist sie meine einzige Lok mit Federpuffern.
Für das Horn auf dem Dach habe ich den Dampfdom und den Schornstein einer N Dampflok zweckentfremdet. Der Kühlergrill ist aus feinem Streckmetall von einem ausrangierten Spritzschutzdeckel für die Bratfanne (Stichwort Recycling).
Es hatte sicher einen Grund, warum ich sie damals beige lackiert habe aber der ist längst aus meinem Gedächtnis verdunstet (hey, in meinem Alter sind die Erinnerungsdatenbanken noch in Fortran programmiert).

Das war übrigens die erste Lok überhaupt, die ich selbst gebaut habe. Klar, heute würde ich manches etwas filigraner machen (vor allem die Motorraumklappen), man entwickelt sich ja auch weiter. Aber aus normalem Betrachtungsabstand sieht sie immer noch ganz OK aus.

Und hier nun das Ergebnis der Bastelei:





So sieht’s unter dem Aufbau aus



Und hier wieder im Einsatz



Dank Faulhaber lässt sie sich auch sehr fein regeln.
Obwohl ich ja aus Gründen, dass ich jetzt im Opa-Alter bin, lieber in Baugröße 0 arbeite, werde ich meine H0e Sachen nicht weggeben. Irgendwas Schnuckeliges bau ich da auch noch mal.

Günni

Je schmaler die Spur umso größer der Spaß


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