Die FC. de Cotanga ist eine fiktive Schmalspurbahn im Dreiländereck Chile/Bolivien/Argentinien. Bob Hughes hat genau hier ebenfalls seine Eisenbahngesellschaft, die FCPyF, angesiedelt und sich einen fiktiven Staat dazu ausgedacht, "Sierra Oculta". Mehr dazu ist u.a. hier zu erfahren: https://playingtrains.wordpress.com/ Er hat mir eine Menge an Inspirationen geliefert, teilweise habe ich sogar - mit seinem Einverständnis - seine Fahrzeuge nachgebaut.
Lateinamerikanische Bahnen sind oft ein wilder Mix von Fahrzeugen der verschiedensten Herkunft, je nachdem, wer zu welcher Zeit in welchem Land genügend Einfluß hatte oder das Eisenbahnprojekt finanzierte. Ein gefundenes Fressen für mich als Freelancer, der seine Anregungen weltweit, aber möglichst abseits des mainstreams, einsammelt.
So richtig Fahrt aufgenommen hat das Projekt in den vergangenen zwei Jahren, nach einigem Frust mit neuen Fahrzeugprojekten und dem Gefühl, mit CAD und Lasercutter eher ein Computerfreak als ein Modellbahner zu sein. Ich hatte Sehnsucht nach Polystyrolplatten, dem Zersägen von Industrie-Modellen, dem Duft von Polystyrolklebstoff und nach Werkzeugen, die nicht der Computer führt. Letzter Auslöser war ein Wettbewerb im britischen "NGRM-Online"-Forum, in dem zwar keine Preise ausgelobt waren, aber ein "Abgabeschluß" und einige Themen vorgegeben waren: "Baue eine Lok", "Baue einen Zug mit mindestens drei Wagen" und "Baue etwas mit Wellblech"
Fangen wir also an mit der Lok. In meinem Fall ein dieselelektrischer Schlepptriebwagen, umgebaut aus einer schweren Überlandstraßenbahn. Startpunkt war eine Weihnachtseisenbahn. Der rechts oben sichtbare Personenwagen geisterte vor Jahren schon einmal durch den alten Schmalspurtreff, war dann aber leider vom Markt verschwunden. Und für den Rest würde sich sicher auch eine Verwendung finden:
Mir doch egal, ich laß das jetzt so! Weiter im Text - das komische "Zwischengedöns" an der Unterseite entfernt, plausiblere Türen gelasert und aufgeklebt und das Dach des Oberlichts verlängert. Außerdem einen Kühler für den eingebauten Dieselmotor mit angeflanschtem Generator (GM-Diesel V8 mit 240 PS, gab's auch als Stromaggregat und war in den Nachkriegsjahren aus Armeebeständen billig zu haben) gelasert und damit einen Teil der Fenster verschlossen. Da ich zwei Exemplare baute, was dieses Vorher-Nachher-Bild möglich:
Lackiert wurde das Modell mit Spraydosen von Ludwig-Lacke. Als Farbton wählte ich RAL 5020 Fernblau, das sah schon neu ziemlich ausgebleicht aus und war daher genau richtig. Das Dach wurde abwechselnd mit Silber und Schwarz besprüht, bis mir das Aussehen gefiel:
Am Schluß noch die Verglasung aus Overheadfolie, ein paar "Kirchenglocken" und Drucklufthörner - bis auf die Digitalisierung ist das Pärchen jetzt fertig.
Verkäufer war - wie sich später herausstellte - ein befreundeter Schmalspurbahner. Keine Ahnung, wo er die Fahrzeuge her hatte, aber der "Bilderrahmen" an der Seite hat bestimmt auch mal einen "Merry Christmas"-Aufkleber getragen. Leider stellte sich heraus, daß die Wagenkästen von Höhe und Breite her eher für eine Meterspurbahn getaugt hätten - also waren zunächst etwas drastischere Aktionen angesagt. Hoffentlich kriege ich keine Klage vom "Verein gegen Grausamkeiten an Spielzeugeisenbahnen"...
Danach hat der Wagen und seine (noch zu bauenden) Brüder jedenfalls den Spitznamen "perro salchicha" oder "Dackel" bekommen... Grund für die Tieferlegungsorgie war, daß da noch der Ausguck eines caboose drauf sollte. Der wurde im CAD gezeichnet und aus MDF sowie 0,5mm Karton gelasert. Schon der zweite Anlauf war erfolgreich:
Cabooses laufen immer am Zugschluß, da ist für den Fall unvorhergesehener Verfolger eine auffällige Lackierung wünschenswert. Orange stellte sich als zu intensiv heraus, also wählte ich safrangelb. Die Drehgestelle sind jetzt umgebaute Spielzeugdrehgestelle mit Bachmann-Rädern:
Die Beschriftung im "Bilderrahmen" ist übrigens mein erstes selbstgedrucktes "Abziehbild". Das F steht für "Furgon", in diesem Fall "furgon de cola", "Wagen am Ende des Zuges", die spanische Übersetzung für Caboose. Es gibt dann noch den "furgon de freno", den Bremswagen bzw. brake van, und den "furgon de equipaje", den Gepäckwagen.
Für Nachahmer habe ich noch einen Tipp: Die U-Profile an den Stirnwänden haben unterschiedliche Abstände. Ich hatte die prompt als Ausgangsmaß genommen, und mein Wagen war dann an einem Ende einen guten Millimeter schmaler als am anderen... Ich habe mir dann eine Lehre gebaut, und die zeigt die Abweichungen ganz gut:
Noch ein Wort zu den POLA's: Die "drop down"-Türen sind für Deutschland eigentlich nicht typisch, aber gängige britische Praxis und waren sicher auch an exportierten Wagen zu finden. Übrigens liefen ganz ähnliche niedrige O-Wagen auf einer inzwischen stillgelegten brasilianischen Zementbahn, es gibt Bilder in Günther Feuereißens Buch "Dampf über Südamerika".
Aber klären wir die Herkunft des vierten O-Wagens... Märklinisten müssen jetzt ganz tapfer sein:
Gekauft hatte ich ihn für kleines Geld bei einer Messe. Räder und Achsen stark korrodiert, ein paar Macken im giftgrünen Lack und die Verpackung auch nicht mehr taufrisch - also nicht gerade ein Sammlerstück. Die Achslager wurden abgeflext, der Rahmen und das Blechgewicht aber weiterverwendet. Dreipunktlagerung für die Drehgestelle und Höhenausgleich für die Kadee-Kupplungen:
Das nächste Kapitel begann wieder auf ebay, diesmal geht es zur Firma Lionel. Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre produzierte man dort die ersten Kunststoffmodelle. Die waren etwas verkleinert und sollten vor allem wenig Platz brauchen, weshalb sich für diese Modelle die Bezeichnung 0-27 einbürgerte, nach dem Mindestradius, den solche Modelle durchfahren konnten. "Etwas verkleinert" ist natürlich wohlwollend formuliert, die Modelle waren kaum breiter als die Drehgestelle und auch in der Höhe entsprechend reduziert. Zwei Boxcars und zwei Cabooses mit leichten Beschädigungen flogen mir auf ebay zu, die Überreste einer Sammlungsauflösung. Hier mal ein paar Fotos mit meiner Bachmann Combine zum Größenvergleich:
Am Caboose störte mich vor allem der "Ausguck", besonders die glatten Stirnseiten. Machte man damals so, um Aufwand beim Formenbau zu sparen. Man schaue sich auch die Führerhaus-Vorderwände deutscher Dampflokmodelle aus dieser Zeit an...
Die auf der Seitenwand gerade noch sichtbaren Ziffer wurden absichtlich, als kleine Erinnerung an das Vorleben, belassen. Bei diesem Modell habe ich lange überlegt, ob ich die angespritzten Griffstangen abschabe und durch freistehende ersetze und auch ein neues, feineres Geländer und "richtige" Trittstufen baue. Aber ich habe im Moment so viele Projekte, daß ich das erstmal verschoben habe. Man ist vom Aufwand her dann ganz schnell an einem Punkt, wo man das Modell auch hätte komplett neu bauen können. Aber "abgehakt" und endgültig entschieden ist dieses Thema nicht:
Zum Glück bekam ich den gelaserten Rahmen so hin, daß er stramm ins Gehäuse paßte und ich mir keine Gedanken machen mußte, wie ich die ausgebrochenen Haltesäulen wieder herrichte. Er läuft auf Vulcan-Drehgestellen von KS-Modelleisenbahnen, die etwas kleiner sind als die Bachmänner, was die Größe wieder ein wenig ausgleicht. Hier mal im Zugverband:
Dazu gibt es eine fiktive Hintergrundstory: Eine erhebliche Anzahl der alten, hölzernen boxcars der FC. de C. fielen einem Großbrand zum Opfer. Ob sich Ladung entzündete oder jemand nachgeholfen hatte, konnte nie so richtig geklärt werden. Jedenfalls stand die Eisenbahn auf einmal ohne Wagen, aber mit einer Menge Transportkunden da. In der Heimat war der Markt wie leergefegt, also entsandte man einen Beauftragten in die "Estados Unidos", um sich auf dem Gebrauchtmarkt nach Angeboten umzuschauen. Der fand dann die relativ modernen, "nur" 25-30 Jahre alten genieteten boxcars und einige ältere Fahrzeuge der Colorado&Southern. Da der Bedarf so dringend war, wurden nur die wichtigsten Anschriften geändert und die Reklame zum großen Teil belassen. Die Wagen haben den Spitznamen "Los Gringos".
Das nächste ist ein echtes Langzeitprojekt. Bernd Mäder hatte vor Jahren im alten Schmalspurtreff Wagen gezeigt, die er aus so einem Coca-Cola-Werbezug gebaut hatte:
Solche wollte ich auch haben, und immer, wenn mir auf dem Flohmarkt oder bei ebay-Kleinanzeigen eine Packung über den Weg lief und der Preis paßte, schlug ich zu. Schließlich hatte ich sechs Wagen, von denen ich zwei zersägte und die Hälften an die verbliebenen vier Wagenkästen klebte. Das Dach wollte ich aus Sperrholz machen, aber das ging schief, weil es zu steif war:
Ich dachte an Kaffeerührer oder den 0,5mm Karton, den ich sonst für so etwas benutze. Doch schließlich nahm ich Kraftplex. Das ließ sich gut biegen, und die Struktur würde man unter der Dachhaut nicht mehr sehen:
Für das Geländer verwendete ich wieder Relingstützen aus dem Schiffsmodellbau. 32 1mm-Löcher waren mir zuviel für das Stiftenklöbchen, und so wurden sie mit einem Minischrauber gebohrt, der die erforderlichen langsamen Drehzahlen hat:
Herrliche Modelle. Lateinamerika wie's leibt und lebt.
Übrigens: bei Teerpappedächern verwende ich ganz gern Tesakrepp. Je nach Vergammelungstustand entweder das Original (ist etwas strukturierter) oder das etwas glattere Malerkrepp. In passende Breiten geschnitten kann man die einzelnen Bahnen einfach ein bißchen überlappend aufkleben und hinterher altern. Der Kleber hält erstaunlich gut (ich hab Fahrzeuge, da ist das jetzt fast 20 Jahre drauf), besonders, wenn man beim Altern ein bißchen über die Kanten pinselt (die lösen sich dann nicht mehr ab).
OK, das sind jetzt H0e Wagen, in 0e habe ich bis jetzt noch keine gemacht. Aber man sieht hier: auf dem ersten Bild ist original Tesakrepp, auf dem zweiten Malerkrepp. In Baugröße 0 wirkt dann die Struktur noch etwas feiner.
OK, das sind jetzt H0e Wagen, in 0e habe ich bis jetzt noch keine gemacht. Aber man sieht hier: auf dem ersten Bild ist original Tesakrepp, auf dem zweiten Malerkrepp. In Baugröße 0 wirkt dann die Struktur noch etwas feiner.
das original Tesakrepp wäre mir zu grob, aber mit dem Malerkrepp könnte ich mich anfreunden... wenn ich nicht schon schlechte Erfahrungen mit Selbstklebematerialien hätte. Ich habe einige Fensterrahmen aus Selbstklebeetiketten gelasert - die halten normalerweise bombenfest, auf meinen (glatten, fettfreien) Fenstern lösen sie sich ab. Mit Papier-Packband das gleiche. Ich will Deine positiven Erfahrungen gar nicht in Abrede stellen, aber ich nehme dann doch lieber Papier und Klebstoff...
Hallo Dirk. Ja, der zweite ist ein Güterwagen von Peco (Lynton-Barnstaple Railway glaube ich). Der ist Baugröße 009 (1:76), also 14% größer als H0e. Da aber das Vorbild auf zwei Fuß Surweite fuhr (609,6 mm) und dadurch ziemlich schmalbrüstig ist, passt das auch für H0e.
Zitat von Günni im Beitrag #13Hallo Dirk. Ja, der zweite ist ein Güterwagen von Peco (Lynton-Barnstaple Railway glaube ich). Der ist Baugröße 009 (1:76), ...
Günni, ich hätte schwören können, dass das ein Wagen in 0-16.5 ist...