Im ersten Teil dieses Beitrages ( Fahrzeuge für die "FC de Cotanga" - Teil1: schamlose Metzgereien: ) hatte ich ja geschrieben, daß ich eine Pause von der Laserei und dem CAD-Programm brauchte. Nachdem ich mich einige Wochen "ausgetobt" hatte, juckte es mir doch wieder im Mausfinger... Außerdem brauchte ich stock cars, Viehwagen. Bachmänner waren nicht aufzutreiben, und die Lionels waren selbst mir zu spielzeughaft. Warum also nicht wieder mal ein Laserkit zeichnen und eine kleine Serie für mich auflegen? Vier Stück könnten es werden, da lohnte sich das Zeichnen. In der Broschüre "Slim Gauge Cars" aus dem Carstens-Verlag fand sich ein Vorbild, das bei der Bellevue&Cascade gelaufen war und gut zu den Bachmann-Wagen paßte. Meine sollten aber statt des Spitzdachs ein rundes Wellblechdach bekommen, wie es auf vielen südamerikanischen Wagen üblich war und ist. Und da war ja noch der Wettbewerb: Baue etwas mit Wellblech... Mein Beitrag erhielt den Titel: "The cow under the hot tin roof"... Schnell war eine Übersichtszeichnung erstellt:
Die Dächer wurden abwechselnd mit drei Spraydosen in Dunkelgrau, Silber und Rostbraun lackiert, bis mir die Färbung gefiel. Beim mittleren mußte ich nochmal mit Silber drüber, weil ich Dödel in die nasse Farbe gefaßt hatte - mir egal, ich lass das jetzt so...:
Nun haben Lasercut-Zeichnungen eine wenig bekannte Eigenart: Sie vermehren sich fast von selbst. Das Zauberwort heißt "virtuelles Kitbashing" und beginnt mit folgenden Gedanken: Man könnte ja das gerade fertiggestellte und erprobte Modell problemlos verlängern, verkürzen oder in eine andere Variante verwandeln... Man könnte zum Beispiel die Schlitze des Viehwagens durch Bretterfugen ersetzen und hätte einen boxcar...
Dummerweise nahm ich den Spitzdachwagen für die Ableitung, und der sah dann den US-Bachmännern zu ähnlich. Aber wegwerfen wollte ich den jetzt auch nicht... Und wieder half mir die "Slim Gauge Cars"-Broschüre. Die Southern Pacific hatte 8 Boxcars zu gedeckten Hoppern (Selbstentladewagen) umgebaut. indem A-Frames ("Eselsrücken") und Luken eingebaut wurden. Sie wurden für den Transport von Perlite, einem sehr leichten und nässeempfindlichen Mineral, genutzt. Bei mir sollten sie Getreide transportieren - Weizen aus den tiefergelegenen Landesteilen ins Hochland, hochwertige Braugerste und Quinoa aus dem Hochland zurück. In einem englischen Buch über russische Schmalspurwagen ("Covered Vans for the russian and soviet 750mm Gauge Lines" von Dorozhkov/Scotney) stolperte ich über einige Serien von gedeckten Wagen, die spezielle Luken für den Transport von Getreide hatten. Aus beiden Inspirationen entstand diese Zeichnung:
Die Aufschrift besagt "Nur für Lebensmittel", es ist also kein Geldtransporter für ausstehende Unterhaltszahlungen :) Inzwischen sind die Dachluken dazugekommen:
Das Projekt wurde allerdings von der nächsten Idee beiseite geschoben, ebenso wie diese vom Viehwagen abgeleitete "eierlegende Wollmilchsau", angelehnt an eine Zeichnung im Orenstein&Koppel-Katalog - ein offener Viehwagen:
Er kann mit oder ohne Planendach als Viehwagen genutzt werden, das Unterteil der dreiteiligen Türen dient gleichzeitig als Laderampe. Durch die geschlossene Verbretterung im unteren Drittel ist er aber auch als offener Wagen nutzbar und mit an den Seiten heruntergezogener Plane als gedeckter Wagen. Länderbahnkennern fallen vielleicht die Buchstaben "Ov" ein - die Kgl. bayrische Staatsbahn hatte ähnliches im Fuhrpark.
Was war aber jetzt die bahnbrechende Idee, die alle anderen überholt hatte? "Wenn ich die Bretterfugen weglasse und Dachluken für die Eiskühlung vorsehe, kriege ich einen tollen Kühlwagen... Die Außenhaut könnte man aus Karton machen." Nun sammle ich die Kartonagen von Sixpacks, weil das echt ein guter Laserkarton ist. Und während des Lockdowns habe ich mal andere Biersorten ausprobiert, unter anderem ein mexikanisches. "Ich hab' Corona - holst Du die Limetten?" war ein - zugegeben etwas herber - running gag in meinem Bekanntenkreis. So lagen bei mir einige Sixpack-Kartons herum, und einer der Aufdrucke hatte genau die richtige Größe. Der Rest wurde gestückelt, und auch die Beschläge für die Türen sind aus denselben Sixpacks gelasert. Die Ecken wurden mit Winkelprofilen aus Polystyrol abgedeckt:
Ein dritter Wagen wurde ohne Reklame, aber mit geöffneten "ice hatches" gebaut. Mit offenen Luken fahren die Wagen, wenn die Ladung besonders schnell heruntergekühlt werden soll oder zum Austrocknen, wenn sie frisch gereinigt sind:
Da es "hinter den Kulissen" einige Nachfragen zu den Luken gab, werde ich hier mal etwas ausführlicher darauf eingehen. Die geschlossenen sind ja noch relativ einfach. Hier die Komponenten:
... und auch die kleine Lasche, die später die Luke offenhält. Das lange Ende gehört in die Zange und das kurze wird abgeknickt - sonst verbiegt sich das lange Ende:
Dann wird die Luke festgeklebt. Die abgeknickten Laschen kleben hinten auf dem Rahmen und das vordere Ende der Luke auf dem Kopf der Stecknadel, der ein Tröpfchen Sekundenkleber erhält. Die Handgriffe zeigen immer zur Mitte des Daches, wo der Laufsteg ist:
Der neueste Kühlwagen hat allerdings die Eisluken in der Stirnwand und wieder ein gebogenes Dach. Außerdem ist der Wagenkasten 4mm höher. Hier mal im Vergleich mit einem MT-Personenwagen und einem Wagen aus der "Corona-Serie":