nachdem ich mit einem (auch im alten Forum veröffentlichten) Versuch, mich dieser Lok konstruktiv zu nähern, grandios gescheitert bin, habe ich mich nun nach etlichen Monaten des zwangsweisen Nichtstuns dazu durchgerungen, den Bau nocheinmal zu beginnen.
Zur Erinnerung: Es handelt sich mit der 99 183 um eine der 3 Schmalspurlokomotiven, die von der Fa. Orenstein & Koppel im Jahr 1923 als neue Lokomotivgattung T 40 für die Feldabahn von Dorndorf nach Kaltennordheim hergestellt wurden.
Neben der, im Vergleich mit anderen meterspurigen E h2 - Maschinen, etwas abweichenden äußeren Form hat vor allem der Luttermöllerantrieb den Ausschlag für den Nachbau gegeben, obwohl dieser Antrieb an ihrem letzten Einsatzort, der GMWE, schon lange ausgebaut und die 1. und 5. Achse nur noch als Laufachsen fungierten. Bei dieser Lok kann ich meinem Hobby im Hobby, der Entwicklung und Konstruktion von hochwertigen Modell- antrieben (wer ist Weinert?)*, so richtig Zucker geben. Ich will versuchen, die Mechanik der zahnradgetriebenen A u. E - Achsen sowie der kuppelstangengetriebenen B, C u. D - Achsen funktionsfähig im Modell nachzubauen. Ob mir das dieses Mal gelingt, sei dahingestellt. Das Anforderungsprofil an die Fahrkultur besitzt eine ähnliche Struktur wie bei der 99 5912, deren Bau ich im alten Forum beschrieben habe. https://up.picr.de/32957513qt.jpg?rand=1555075730 Die Recherche zu den technischen Details der Maschine und deren Kontruktion sind für mich die interessanteste Phase bei so einer Modellentwicklung. Und wie bei mir üblich, kommen auch bei diesem Bau weitgehend alle manuellen Metallbearbeitungstechniken zum Einsatz. Ätz- und Feingußteile nur dort, wo ich an meine fertigungstechnischen Grenzen komme. Die Zahnräder lasse ich mir anfertigen. Anbei Bilder vom gegenwärtigen Stand der Dinge:
Die Frage ist, in wie weit sich meine feinmotorischen Fähigkeiten auch weiterhin meinem Willen unterwerfen und die humane Optik noch verwertbare analoge Bilder liefern kann. Noch bin ich optimistisch und würde mich vorbehaltlos über kritische Anmerkungen anderer Modellbaukollegen freuen.
Gruß, Peter
* = übergeschnappt? Natürlich nicht! Aber eine ironisch gemeinte Zielvorstellung.
auch wenn ich seit langem in der Nenngröße IIe im Thema Feldbahn "unterwegs" bin, die GMWE ist mir schon immer ans Herz gewachsen. In den Achtziger Jahren war das mal mein "Leib-und-Magen"-Thema und ich habe da in H0m auch eine Anzahl von Fahrzeugen gebaut. Das waren damals natürlich Kinder ihrer Zeit, aufgebaut im Regelfall auf TT-Fahrwerken. Hin und wieder bin ich im GMWE-Thema wieder aktiv, habe auch schon Vorträge über diese Strecke gehalten. Zuletzt habe ich nach einem Besuch bei der IG Hirzbergbahn im November 2020 einen Bericht im Bimmelbahnforum verfasst, hier zu lesen: Die GMWE ist nicht tot! Da hatte ich dann Gelegenheit, sogar mal meine H0m-Modelle ein bißchen in Szene zu setzen. Ich freue mich natürlich, wenn ich bei einem anderen Modellbahner bemerke, dass er sich ebenfalls diesem Thema verschrieben hat. Ich werde also Deine Abhandlung hier zur 99 183 gern verfolgen, solltest Du irgendwelches Bildmaterial zur Lok benötigen, kannst Du mich gern per PN anschreiben. Da habe ich bestimmt noch einiges auf der Festplatte. Viel Erfolg beim angegangenen Projekt
Ich freu mich schon sehr auf weitere Beiträge und Berichte. Und natürlich Fotos! Ich tu mich auch sehr schwer mit meinem Projekt 99 4503. Vielleicht ist ja Dein Beitrag genau das richtige was ich jetzt brauche um mein Vorhaben wieder aufzunehmen.
Danke Micha und Burghard für euer Interesse an meiner Bastelei.
Heute will ich mal über eine von mir entwickelte konstruktive Eigenart berichten, die ich allerdings schon länger beim Bau meiner Dampflokmodelle anwende. Mich hat bei Dampflok-Großserienmodellen immer gestört, daß bei fälligen Reparaturarbeiten die Demontage des Fahrwerks durch dessen Konstruktion eine sehr langwierige und komplizierte Geschichte ist. Da hängen die Achsen - falls sie sich überhaupt ausbauen lassen - am Gestänge, das Gestänge am Steuerungsträger und der Kreuzkopfgleitbahn und wenn man großes Glück hat (sehr selten!) sind das alles lösbare Verbindungen. Da man bei den Modellen in meiner Baugröße sowieso die typischen inneren baulichen Gegebenheiten des Originals nicht sehen kann, habe ich mir zur Erleichterung der Montage meiner Modelle eine sehr vereinfachte Steuerungsaufhängung einfallen lassen, die allerdings je nach Modell etwas anders aussieht. Hier mal von meiner 99 5912:
In der Baugruppe rechts unten sind Achsen, Gestänge und Zylinder vereint und zusammen durch das Lösen nur einer einzigen Schraube vom Rahmen demontierbar. Das hat beim Lackieren und bei der Montage unschätzbare Vorteile. Also mußte auch für die 99 183 eine derartige Lösung her. Ich hoffe, die Bilder machen es verständlich:
Nun gehts ans Komplettieren mit Kreuzkopfgleitbahn, Schwingenträger, Aufwurfhebel u.a.m.
Heute sind endlich meine bestellten Zahnräder M 0,3 aus Polen angekommen. Dauert immer ein bisschen, sind aber sehr verläßlich und machen eine sehr gute Arbeit, die Brüder in Polen. Ich bestelle dort schon seit vielen Jahren.
Zwischenzeitlich habe ich mit den Kreuzkopfgleitbahnen begonnen. Material: Messingblech 0,5 x 1,2 mm:
Wenn ich z.B. einen geraden Schnitt mit der Säge ins Blech schneiden will, gehts meißtens schief. Ich helfe mir dann mit dieser Technik:
Mit der gleichen Methode kriege ich dann auch ein U-Profil hin, das jetzt als Kreuzkopfgleitbahn eingesetzt wird. Auf diese Art werden später auch die Treib- und Kuppelstangen entstehen.
Zur Erklärung: Die käuflichen U- oder Doppel-T-Profile passen alle nicht durch den Kreuzkopf und lassen im Querschnitt auch keine Bearbeitung zu.
@Robert: Das gibts sogar in H0, weiß jetzt nur nicht mehr, wo der Thread abgeblieben ist. @Martin: Danke, aber Du hast ja auch einiges drauf!
Und nun wieder zum Fummelkram: Nach langem Suchen habe ich für meine 99 183 bei Weinert Vorlaufradsätze gefunden, bei denen der Laufkranzdurchmesser, die Speichenzahl, die einseitige Isolation und der feingliedrige Radstern dem Original am nächsten kommt. Nachdem ich die Schmerzen über den satten Preis für 5 Achsen etwas überwunden hatte, mußte ich mir überlegen, wie aus den H0-Vorlaufachsen H0m-Kuppelachsen entstehen könnten. Folgende Schritte waren erforderlich: 1. Räder ausachsen und dabei die Iso-Buchsen für eine Wiederverwendung retten, 2. Achsen auf 20,4 mm kürzen und genau mittig Zahnräder M0,3 aufziehen, 3. Räder entlacken, um mir selbst eine Chance für haltbare Lötstellen zu geben, 4. Kuppelbolzen aus M 1,2 Schrauben konstruieren und im Radstern befestigen, 5. Ausgleichsgewichte herstellen und am Radstern gegenüber den Kuppelbolzen einlöten, 6. Radsterne lackieren.
Schritte 1 und 3 waren schnell erledigt. Das vorerst Wichtigste waren die Kuppelbolzen. Sie wollte ich in den Radstern einlöten und zwar so präzise, daß sie immer den gleichen Abstand zur Achsendenmitte haben. Eingelötet werden die Schrauben zusammen mit einer Hülse als hinterer Anschlagpunkt für die Kuppelstangen. Diese Hülsen entstehen aus M 1,2 - Muttern, die auf 1,8 mm Durchmesser und 0,8 mm Breite überdreht werden.
Mit Hilfe einer schnell gebauten Löthilfe habe ich dann begonnen, die Schrauben in den Radstern einzulöten: Gelötet wird mit Flamme.
Abstand zur Radmitte genau 2,5mm, Schraube kürzen, Mutter drauf und alles ist in Ordnung:
das ist richtig, aber deine feinmechanischen Fähigkeiten und dein Umgang mit den Werkzeugen ist schon hervorragend ! Ich bin von deinen Berichten immer begeistert.
Hallo Peter, es freut mich zu sehen, wie Du uns zeigst, dass das Alles kein Hexenwerk ist und wie man mit relativ einfachen Mitteln super Ergebnisse erzielen kann. Danke dafür. Bis denne und PX Ludwig
auch ich möchte (als gelernter Metaller) einfach mal den Hut vor Dir ziehen. Das, was Du machst, sieht erst mal einfach aus - das aber dann so präzise hinzukriegen, ist nochmal eine andere Nummer...
danke für die Anerkennung. Falls ich überhaupt eine Absicht mit meinem Thread verfolge, dann wäre das den Ehrgeiz bei anderen Modellbauern zu wecken, sich selbst an solchen Arbeiten zu versuchen. Ich wiederum müßte z.B. bei den "Landschaftsgärtnern" in die Schule gehen. Heute vormittag sind sie fertig geworden, die Kuppelbolzen. Nun kommen die Gegengewichte dran.