Ja, Thomas, ich gehöre einer aussterbenden Spezies an, das ist mir wohl bewußt. Das trübt aber keineswegs die Freude, die ich empfinde, wenn ich nur mit meiner Hände Arbeit solche schönen Triebfahrzeuge konstruieren und mit so wenig wie möglich Fremdteilen auch bauen kann.
Inzwischen bin ich mit dem Gehäuse der 183 ein wenig weitergekommen. Für den Zusammenbau wurde ein Hilfsrahmen konstruiert, der mir den rechtwinkligen Aufbau der Einzelteile garantiert und gleichzeitig für die spätere Befestigung des Gehäuses auf dem Fahrgestell sorgt. Bis jetzt konnte ich alle Hauptmaße meiner Konstruktionszeichnung einhalten.
jetzt erst, wo ich drüber sitze, habe ich realisiert, daß diese Karre sage und schreibe 8 Fenster und hinten noch eine Lüftungsklappe hat! Das wirbelt meinen ganzen angedachten Zeitplan durcheinander. Es hat aber auch was Kontemplatives, es kommt nur darauf an, sich mit dieser Aufgabe anzufreunden und die Feile als Mittel der Wahl zu betrachten. Bis hierher konnte ich Vorder- und Rückseite des Führerhauses zusammengelötet bearbeiten. Jetzt muß ich sie leider trennen.
Was solls, bei dem Wetter ist Radfahren sowieso keine Option.
zwischendurch möchte ich mich mal bei all den Forianern, die regelmäßig meine Beiträge liken, recht herzlich bedanken. Es bestärkt meine Annahme, abseits vom Mainstream nicht gar so doll zu langweilen. Ein bisschen Eigennutz ist allerdings auch dabei. Ohne die regelmäßigen Berichte hier im Forum würde ich nie so eine ausführliche Dokumentation über den Bau der 99 183 zur Verfügung haben.
Heute bin ich mit dem wohl kompliziertesten Gehäusebauteil, der Führerhaus- vorderwand so ziemlich fertig geworden. Natürlich fehlt jetzt noch der Kleinkram wie Fensterrahmen, Bohrlöcher für die durchgehenden Leitungen u.a.m. Das alles kommt zu einem späteren Zeitpunkt dran, wenn das Gehäuse stabil zusammengelötet ist. Zum Schluß noch die Stellprobe erstmals mit eingepaßtem Kessel auf meinem schon häufig gebrauchten Streifen aus doppelseitigen Klebeband, der hilfreichen dritten Hand des Modellbauers:
Jetzt gibts den obligatorischen Hopfentee und dann die Bundesliga.
nach einiger Überlegung, vieles habe ich gleich wieder verworfen, habe ich heute "meine" Methode gefunden, um die notwendigen Rundungen bei den Kesselaufbauten maschinell und reproduzierbar herzustellen. Erforderlich ist allerdings eine Drehmaschine und ein Stück Messingprofil. Kunststoff ginge sicherlich auch, wenn man seine Modelle in Mischbauweise zusammenbaut. Das folgende Bild erklärt, ohne viel Worte zu verlieren, meine (unfachmännische) Herangehensweise:
Eingespannt zwischen nur 2 Backen des Dreibackenfutters kann der Drehmeisel durch stufenweises Zurückfahren bis zum jeweiligen Radius des Kessels die Hohlkehle ausdrehen. Das so bearbeitete Messingprofil wird dann längs mittig eingespannt und dann kann man das benötigte Bauteil drehen. In meinem Fall war es der Dampfdom der 183:
Auch "hintenrum" hat sich wieder etwas getan. Die Führerhausrückwand hat ihren Platz eingenommen und auch der Kohlekastenaufsatz ist montiert. Dabei haben mir die seitlichen Rundungen erhebliche Kopfschmerzen bereitet, denn die bilden nicht etwa einen Viertelkreis, sondern sind beim Original parabelförmig ausgebildet. Das muß man erstmal auf einer Länge von 6 mm hinbiegen.
nun habe ich mich bis zum Dach vorgearbeitet. Begonnen habe ich die Eindeckung auf der Heizerseite mit einem 0,3mm-Blech, das ich zunächst in die entsprechende Form bringen mußte. Dabei habe ich die 3 Lüftungsschlitze gleich mit eingearbeitet. Besonderes Highlight war die Regenrinne, die ich aus 1mm-Winkelprofil aufgelötet habe:
Wenn dann die andere Seite auch so gut klappt, kann ich zufrieden sein.
Und hier die Gesamtansicht der Heizerseite, in der Sand- und Speisedom schon mal Probestehen dürfen:
Das Löten von massiven Bauteilen an relativ dünne Bleche ist auch so ein Kapitel für sich. Bei meiner 183 ist der Sanddom bei den Kesselaufbauten das größte Bauteil. Also mußte er als erster ran. Der Platz dafür stand fest, ich brauchte nur noch eine entsprechende Klemmvorrichtung. Meine Wahl fiel auf eine meiner Mikrometerschrauben. Mit ihr konnte ich leicht den erforderlichen Anpreßdruck einstellen.
Das Kunststück besteht nun darin, den Sanddom auf dem Kessel anzulöten, ohne daß überall irgendwelche Teile das Zusammengehörigkeitsgefühl aufgeben und einfach abfallen. Dazu richtet man die Flamme ausschließlich auf das Bauteil mit der größten Masse, also den Sanddom. Über seinen Kontakt mit dem Kessel erwärmt er auch das Lot und wenn die 220°C erreicht sind, fließt das Lot automatisch in den Zwischenraum. Ich hab mal davon ein kurzes Video gedreht:
Das Dach bleibt abnehmbar. Es erleichtert mir nicht nur den späteren Einbau der beweglichen Türen oder der Verglasung, es ermöglicht auch die Sicht auf Heizer und Lokführer, wenn die Lok dann meiner Bahnverwaltung für den täglichen Betriebsdienst übergeben wurde. In Erinnerung an meine eigene Zeit als Heizer und Lokführer hätte mir so eine Möglichkeit speziell im Sommer mit Sicherheit gefallen.
Und noch ein Tipp für alle, die noch nicht selbst darauf gekommen sind: Eine Glasfasermine für die bekannten Drehstifte wird in die Ständerbohrmaschine eingespannt und mit einem Draht gegen das auseinanderdriften gesichert. Dann die höchste Umdrehungszahl einstellen und das Lokgehäuse von verzinnten oder korrodierten Stellen befreien. Das ist bei mir z.B. öfter notwendig, da ich als Flußmittel Phosphorsäure benutze, die trotz anschließender Säuberung auf dem Messing leider unschöne Spuren hinterläßt. Auf die Idee, das mal hier zu zeigen, bin ich beim Einlöten der rechten Wasser- kastendecke gekommen:
Dem kann ich mir nur anschließen, ich stelle mal hart in Frage ob ich jemals soweit gehe und komplette Triebfahrzeuge schnitze aber ich denke einzelne Techniken kann man sich abgucken. Jenseits des Werkunterrichts in der Grundschule, und dem bisschen Messingprofile pfeilen, was hier ab und an mal ansteht, habe ich null Erfahrung im Umgang mit Metallen.
das ist ein toller Tipp. Leider passen die Glasfaserstifte nicht in das Bohrfutter kleiner Handgeräte. Ich meine, daß ich irgendwo Glasfaserstifte mit 2mm Durchmesser gesehen habe, das wäre dann noch eine Ergängung Deines Tipps für enge unzugängliche Stellen. Kannst Du eine Kopie Deines Beitrags unter "Modellbau allgemein - Werkzeughandhabung" einstellen?
Weiter so mit Deiner 99 183 - es wird ein Prachtstück.
Zitat von GMWE im Beitrag #81 Das ist bei mir z.B. öfter notwendig, da ich als Flußmittel Phosphorsäure benutze, ...
Ich arbeite ja auch fast ausschließlich mit Phosphorsäure im Fahrzeugbau. Zwischendurch oder dann auch zum Feierabend spüle ich das Werkstück einfach unter fließendem Wasser ab mit Unterstützung eines kleineren harten Pinsels. Wenn du es ganz gut meinst, kannst du vorher noch einen Tropfen Spülmittel drauf machen. Die Zwischenreinigung ist auch ganz angenehm, um das Modell wieder sauber zu haben. Denn im Lötmarathon wird das alles ganz schön eingesaut. Bei zwischendurch muss man auch nicht abwarten bis das wieder richtig trocken ist. Das stört beim Löten nicht.
Das Zeug hat den Vorteil, dass es die Oberfläche gaaanz fein anschleift und dadurch feine Kratzer entfernt. Und es entfettet wirklich zuverlässig. Ich verwende es in der Regel bei meinen Kunststoffbasteleien, habe es aber auch erfolgreich bei Messing und Weißmetall eingesetzt.
und Dank für die Kommentare hier und in der Rubrik "Werkzeughandhabung - Ätzen, Fräsen, Drehen, Löten" Schön, wenn bei so einer Gelegenheit wieder mal die verschiedensten Erfahrungen von versierten Modellbauern publiziert werden. Eigentlich ist das ganze Forum ein "Wiki", das für den, der gezielt sucht, viele Antworten auf seine Fragen bereit hält.
Heute gibts mal ein Gimmick, auf das ich mich schon lange gefreut und nun umgesetzt habe. Ich hatte ja schon irgendwo geschrieben, daß der Führerstand bewegliche Türen bekommt. Und damit die nicht so allein auf und zugehen, hat der Wasserkastendeckel auf der Heizerseite plötzlich Scharniere bekommen. Man muß aber schon an den Feingußteilen ganz schön herumwerkeln, bis das letzten Endes auch funktioniert. Und dann konnte ich es mir nicht verkneifen, einen strengen Beamten bei der Begutachtung meiner Caprio-Lok aufs Bild zu bannen. Er hatte den Song von U.Lindenberg gehört "Hinterm Horizont gehts weiter" und dachte nun in seiner erhöhten Position, er könne bis zum nächsten Bahnhof sehen. War aber nix......
Grüß Dich Peter! Da fällt mir auf Anhieb der "Sonderzug nach Pankow" ein. Ich bin immer wieder Begeistert von Deiner Arbeit. Schade, daß wir uns in diesem Jahr nicht in Schkeuditz sehen. Hoffentlich in kommenden.
Ja, Burghard, Schkeuditz fehlt! Vor allem die Athmoshäre im "Schmalspursaal" und die interessanten Gespräche mit Gleichgesinnten.
Heute habe ich feststellen müssen, daß mir ein paar wichtige Feingußteile fehlen. Die Kesselspeiseventile muß ich wahrscheinlich selber frickeln, da die mir bekannten Klein- serienhersteller diese spezielle Form nicht im Angebot haben. Also erstmal nachbestellen und mich zwischendurch mit anderen Ausstattungsdetails beschäftigen. Ist ja noch genug zu tun.
Ich hab das Gehäuse mal einem zarten Hauch von Aluminiumoxid ausgesetzt und anschließend gewaschen. Eigentlich wollte ich nur überprüfen, ob meine Sandstrahlpistole die lange Ruhepause seit dem letzten Modell gut überstanden hat, ob sie ihrem Namen noch gerecht wird und auch genügend Air Eraser für das erwartbare Finale vorhanden ist. Ist alles im grünen Bereich, nur der Garten nicht mehr. Hoffentlich regnets mal.
Und das Fahrrad nörgelt auch schon dauernd. Ihm fehlt Bewegung, mir auch. Da muß die 99 183 wohl öfter eine Pause einlegen.......
vielleicht täusch es mich auch. Schaue Dir einmal die Ecken zwischen Wasserkasten und Kessel bzw. zwischen Wasserkasten und FH-Vorderwand an. Es sieht so aus, als ob sich Sandstaub und Lötreste zu einem unschönen Schmotter in der Kehle zusammengetan haben. Mir passiert das auch immer wieder, daß beim Strahlen an Innenecken gut haftender Schmotter klebt, der beim Strahlen nicht weg geht. Den muß man mit einer Klingenspitze ausschaben und dann noch einmal strahlen und mit Wasser reinigen. Ich habe das Problem immer in den U-Profilen der Langträger und wenn es schnell-schnell gehen soll, dann entdecke ich das erst wenn schon grundiert ist. Das bedeutet dann mühevolle Nacharbeit.
Das Rad steht bei mir auch noch im Gartenhaus, bei -5 grd morgens 8 Uhr habe ich auch absolut keine Lust zum Fahren - und am Mittag geht dann ein kalter Wind. Da hat man dann genügend Ausreden um wieder in die Werkstatt zu gehen.